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Mini-Pumpe überbrückt
Wartezeit auf neues Herz

US-Entwicklung wird in Bad Oeynhausen erprobt

Von Christian Althoff
Bad Oeynhausen (WB). Patienten, die auf ein Spenderherz hoffen, können die Wartezeit künftig mit einer geringeren Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität verbringen. Möglich macht das eine Minipumpe aus den USA, die jetzt im NRW-Herzzentrum Bad Oeynhausen weltweit zum ersten Mal implantiert worden ist.

Werner E. (64) aus Garbsen konnte kaum eine Treppe bewältigen, ohne sich völlig zu verausgaben. Ein Infarkt hatte das Herz des Mannes so sehr geschwächt, dass er auf Dauer nur mit einem Spenderherz überleben wird. Doch die Warteliste ist lang: 385 Herzen sind im vergangenen Jahr bundesweit transplantiert worden, doppelt so viel wurden benötigt. »Deshalb müssen noch immer viele Patienten sterben«, beklagt Prof. Dr. Reiner Körfer, Ärztlicher Direktor des NRW-Herzzentrums.
Viele Herzkranke überstehen die Zeit bis zur Transplantation nur, weil ihr kranker Herzmuskel von einer künstlichen Pumpe unterstützt wird. 800 dieser Kreislaufunterstützungssysteme sind bisher in Bad Oeynhausen eingesetzt worden, ein Patient hat sogar vier Jahre zu Hause mit einer solchen Zusatzpumpe gelebt. Doch die bisher verwendeten Geräte haben einen Nachteil: Sie befördern eine gleichbleibende Menge Blut, ohne sich auf die unterschiedliche körperliche Belastung des Kranken einstellen zu können.
Als erster Patient hat Werner E. jetzt im Rahmen einer klinischen Studie die neue »Cor Aid«-Kreiselpumpe des US-Herstellers Arrow eingesetzt bekommen. Kliniksprecherin Anja Brandt: »Das Gerät registriert den Pumpendruck in der Herzkammer und passt seine Drehzahl an. Steigt der Patient eine Treppe empor, wird mehr Blut gepumpt. Legt sich der Mensch schlafen, sinkt die Drehzahl.« Dieses bedeute eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität. In einer vierstündigen OP war Werner E. die Pumpe unter die Bauchdecke implantiert und an sein Herz angeschlossen worden. Sie wird von Akkus versorgt, die der 64-Jährige am Gürtel trägt. Fünf Stunden kann er sich jetzt frei bewegen, dann muss er die Batterien wieder laden.
Oliver Veil vom US-Hersteller Arrow: »Wir lassen unsere Pumpe in Oeynhausen testen, weil die Klinik die weltweit größte Erfahrung mit Herzunterstützungssystemen hat.«
Der Vorteil der Pumpe sei neben der variablen Drehzahl von 2300 bis 3000 Umdrehungen pro Minute auch die Verschleißfreiheit: »Das Blut wird von einem zwei Zentimeter großen, mit Magneten besetzten Titan-Schaufelrad befördert, das nicht gelagert ist und durch magnetische Felder in Drehung versetzt wird.«www.hdz-nrw.de
www.arrowintl.com

Artikel vom 17.02.2005