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»Waterink
fehlt sehr«

Torjäger und Kapitän: Alexander Löbe will den SC Paderborn 07 zum Aufstieg führen. Foto: Hörttrich

Interview mit Alexander Löbe

Paderborn (WV). Mit dem Heimspiel gegen den Wuppertaler SV beginnt für den Fußball-Regionalligisten SC Paderborn 07 am Samstag die Rest-Rückrunde. Angeführt wird der Tabellenzweite jetzt von Alexander Löbe, der den suspendierten Thijs Waterink als Kapitän vertritt. Mit dem neuen Spielführer des SCP sprach WV-Redakteur Matthias Reichstein.

Herr Löbe, wie sehr belastet der aktuelle Wett-Skandal noch die Mannschaft?Löbe: Ganz schwierig zu sagen. Das Gute im Fußball ist, dass man sehr viel ganz schnell korrigieren kann und dass der Fußball ein sehr ergebnisabhängiges Geschäft ist. Wenn wir am Samstag den Wuppertaler SV schlagen, haben wir alles gut verkraftet.

Hat die Mannschaft noch Kontakt zu Kapitän Thijs Waterink?Löbe: Es gibt Kontakt zu ihm. Nicht von jedem, aber einzelne haben schon mit Thijs gesprochen.

Wie ist die Reaktion, gibt's Vorwürfe oder wird Waterink eher Mut zugesprochen?Löbe: Für Vorwürfe gibt es gar keinen Grund. Thijs hat nichts in dem Bewusstsein getan, irgendjemandem zu schaden. Ganz im Gegenteil.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie jetzt in die kommenden Meisterschaftsspiele? Rechnen Sie mit besonderen Reaktionen von den Rängen?Löbe: Nein. So hoch sind die Zuschauerzahlen in der Regionalliga ja nicht und außerdem glaube ich, dass sich jetzt alles relativ schnell wieder auf den sportlichen Bereich konzentrieren wird.

Gilt das auch für die beiden Auswärtsspiele in Osnabrück und in St. Pauli? Löbe: Der FC St. Pauli hat sowieso überragende Fans, da fährt man auch als Gast sehr gerne hin, so ähnlich ist es auch in Osnabrück. Sicher, es wird für uns dort nicht leichter, aber ich glaube nicht, dass wir durch diesen Hoyzer-Skandal entscheidende Nachteile haben werden.

Entscheidend könnte aber die miserable Vorbereitung sein.Löbe: Von den Trainingsinhalten her war es eine sehr intensive Vorbereitung. Vom Verletzungspech sind wir dagegen richtig gebeutelt worden. Sieht man noch die äußeren Begleitumstände, konnte es schlechter nicht laufen, gar keine Frage. Aber das lässt sich ja im Fußball mit einem Spiel korrigieren und revidieren. Dafür werden wir am Samstag alles tun.

Wie weit ist die Mannschaft im Moment?Löbe: Genauso weit wie alle anderen am Ende einer Vorbereitung. Der körperliche Zustand ist - mit den Einschränkungen Grippewelle und Verletzungen - gut. Doch was soll's, wir müssen es nehmen, wie es kommt und können unsere schwierige Vorbereitung am Samstag dadurch noch adeln, indem wir gewinnen. Fertig.

Wie ist Ihr Eindruck von den beiden Neuzugängen Radovan Vujanovic und Miodrag Latinovic?Löbe: Von Vereinsseite war es absolut nötig, in der Winterpause noch einmal zu reagieren. Damit hat der Kader weiter die nötige Quantität und ich denke, dass auch die Qualität sehr gut ist. Wir müssen jetzt sehen, dass wir die beiden schnell integrieren. Allerdings haben wir mit Thijs Waterink auch unseren erfahrensten Mann und Kapitän im Moment nicht dabei. Er hat außerdem fünf Tore erzielt und ist eine Persönlichkeit, die wir nicht über Nacht ersetzen können. Dieser Verlust tut sehr weh.

Mit Ihnen wurde der Stellvertreter zum Kapitän gemacht. Für Trainer Pavel Dotchev war es die logische Konsequenz, für Sie auch?Löbe: Thijs ist im Moment nicht da und solange er fehlt, mache ich das. Dafür ist ein Stellvertreter da.

Haben Sie eine Sekunde gezögert, das Amt anzunehmen?Löbe: Quatsch. Die Frage stellte sich gar nicht. Wenn ich da Bedenken hätte, hätte ich mich schon im Sommer nicht wählen lassen dürfen. Ich hoffe aber, dass Thijs bald wieder da ist.

Sie rechnen also noch mit einer Rückkehr Waterinks?Löbe: Ich kann das nicht einschätzen, aber ich hoffe das.

Fühlen Sie sich jetzt in einer besonderen Rolle und in ganz besonderer Verantwortung?Löbe: Nein. Wir haben eine sehr intakte Mannschaft, das ist unser ganz großes Plus. Trotz der hohen Qualität im Kader haben wir eine sehr gute Atmosphäre, so dass ich nicht irgendwelche Krisenherde löschen muss. Deshalb sehe ich mich nicht über das normale Maß hinaus gefordert. Die Mannschaft funktioniert, davon hat sie schon in der Hinrunde gelebt. Ich hoffe, dass wir das noch ein Stücken intensivieren können, weil unser Team in den vergangenen Wochen, völlig zu Unrecht, in ein schlechtes Licht gerückt wurde.

Wer sind die Hauptkonkurrenten im Aufstiegskampf?Löbe: Braunschweig, Lübeck, Osnabrück und wir sind die Top-Klubs der Hinrunde. Alle vier haben eine gute Serie hingelegt, stehen zurecht oben und werden die beiden Aufstiegsplätze untereinander ausspielen. Vielleicht kommt St. Pauli noch dazu, ich glaube aber eher nicht.

Wie viele Punkte müssen aus den 16 Spielen der Rückrunde geholt werden?Löbe: Genug. Ich halte nichts davon, Zahlen als Ziele auszugeben. Wie viele Punkte wir am Ende brauchen, ist mir auch egal. Entscheidend ist, dass wir am Ende auf Platz eins oder zwei stehen.

Artikel vom 17.02.2005