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Wenn fremde Blicke helfen

Architekt stellt drei Umbau-Varianten für die St. Lucia-Kirche vor

Harsewinkel (jaf). Nicht ganz so andächtig wie sonst wird so manch ein Harsewinkeler am kommenden Sonntag der Predigt von Wim Wigger lauschen. Das ist dem Geistlichen wohl bewusst. Schließlich werden die Gemeindemitglieder nach der öffentlichen Präsentation der Renovierungskonzepte für die St. Lucia-Kirche am Dienstagabend (wir berichteten) ein wenig genauer und kritischer auf den Altarraum schauen - und vielleicht weniger die Worte Wiggers aufnehmen.

»Oft hilft ein fremder Blick, damit wir sehen können«, betonte Wim Wigger während der Pfarrversammlung im St. Lucia-Pfarrheim. Architekt Peter Wörmann aus Ostbevern warf als Fremder einen Blick in das Gotteshaus und sah Dinge, die die Gemeinde schon gar nicht mehr wahrzunehmen scheint: Den Ambo verglich der Experte überspitzt mit einem »Notenständer«, den Boden bezeichnete er als »Waschküchenfliesen«. »Oben haben Sie das wunderbare Gewölbe, aber die Säulen enden auf den Bänken. Der Raum hat somit keinen Boden«, all das sah der Architekt, der auch die fünf Stufen zum Altarraum als problematisch einstuft. »Mit einem feierlichen Raum hat das nichts zu tun. Die Bänke sind dünn. Das helle Holz passt nicht zum Raum«, so Peter Wörmann weiter, der auch den Kreuzweg ansprach: »Die einzelnen Stationen sind mal kleiner, mal größer, hängen mal höher und dann wieder niedriger. Heilen können wir das Ganze mit Rahmen für die Kreuzwegstationen. Und plötzlich wird alles stimmiger und heiliger.«
Soweit zu den Kritikpunkten, die die Gottesdienstbesucher in Zukunft sicherlich im Hinterkopf haben werden. Nun zu den drei Lösungsmöglichkeiten aus dem Architekturbüro: »Variante 1« sieht nur eine minimale Veränderung vor, »Variante 2« ist schon mutiger. Die mittlere Bankreihe soll nach hinten verschoben werden, der Altar rückt etwas nach vorne, zum Altarbereich führen drei statt bisher fünf Stufen. »Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes«, so Peter Wörmann. Bei »Variante 3« rückt der Altar mehr in die Mitte - unters zweite Joch. Zwei Stufen zum Altarbereich reichen hier völlig aus. Der Taufstein steht hinter dem Altar, der kleiner und allseitig sein soll und so im Spannungsverhältnis mit dem Raum steht. Der Ambo soll eine Stufe höher sein, damit der Priester besser gesehen wird. Außerdem ist ein Beichthaus geplant, um neben der Ohrenbeichte auch ein Beichtgespräch anbieten zu können.
»Das ist alles nichts Fertiges. Das ist der Einstieg«, betonte der Architekt. Und die 70 interessierten Gemeindemitglieder diskutierten anschließend eifrig. Hauptanliegen war dabei die Bestuhlung. »Wie viele Plätze haben wir nach diesen Plänen noch? Schließlich nimmt der Altarbereich ja fast die Hälfte des Raumes ein«, wollte man wissen. »Nach Variante 3 bleiben von bisher 700 nur noch 300 Plätze übrig«, rechnete der Architekt vor. »Und das reicht für einen normalen Gottesdienst voll und ganz aus. Das belegen die regelmäßigen Besucherzählungen. Für Weihnachten und andere Feiertage ist das Gotteshaus nie groß genug«, unterstrich Wim Wigger.
Die Fragen nach den Kosten und dem zeitlichen Rahmen konnte der Geistliche jedoch nicht beantworten: »Wir müssen erst einmal wissen, was wir wollen. Und dann sehen wir, was es kostet und was wir uns davon überhaupt leisten können«. Und wie geht es jetzt weiter? Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat werden sich nun zusammensetzen und die Ergebnisse der Pfarrversammlung zusammentragen. »Ich hoffe, dass wir das Kind dann gemeinsam aus der Taufe heben«, sagte Peter Wörmann und schlug vor, vor den Arbeiten ein Provisorium zu installieren, um sich an die neuen Dimensionen zu gewöhnen.

Artikel vom 17.02.2005