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Ein Herz und eine Seele

Elfriede und Friedrich Kiel feiern heute diamantene Hochzeit

Von Wolfgang Döbber
(Text und Foto)
Löhne-Obernbeck (LZ). Die Gaststätte Glösemeier soll an diesem Freitag der Schauplatz einer schönen Familienfeier werden. Anlass ist das Jubiläum an diesem Donnerstag: Das Ehepaar Friedrich (84) und Elfriede Kiel (82) feiert heute diamantene Hochzeit. Vor genau 60 Jahren haben sie sich das Ja-Wort gegeben.

Während heute jede dritte Ehe wieder geschieden wird, stehen die Kiels aus Obernbeck für Treue und Traditionsbewusstsein. Sofern es die Gesundheit erlaubt, sind sie aktiv und häkeln wie Elfriede Kiel zahlreiche Strümpfe, sticken Bilder und Tischdecken oder holen wie Friedrich Kiel nicht selten für kleine Touren den VW-Golf aus der Garage. Zum Beispiel holt er bei Besuchen dann Schwiegertochter Brigitte vom Bahnhof ab.
Diese kleinen Wege schafft er souverän und sicher. »Spaziergänge von größerer Reichweite jedoch können wir als diamantenes Paar nicht mehr machen. Die Knochen melden sich halt schon ab und an. Meine Frau hat eine künstliche Hüfte«, erzählt Friedrich Kiel.
Doch die Gartenarbeit lässt sich der 84-Jährige nicht nehmen, Kartoffeln einzupflanzen gehört auch dazu. Aufmerksam verfolgt er derzeit auch den Bundesliga-Skandal um verpfiffene Fußballspiele: »Ich glaube, dass da noch mehr Leute drinhängen. Das ist der Hoyzer doch nicht alleine«, ahnt Friedrich Kiel Schlimmeres.
Erholung findet das diamantene Ehepaar auch vor dem Fernseher bei Volksmusik-Sendungen. Friedrich Kiel schaut schon mal gerne Boxen oder Fußball. Aber »nicht mehr jedes Spiel. Beim Länderspiel Deutschland gegen Argentinien etwa habe ich zu meiner Frau zur Halbzeit gesagt: ÝKomm, wir gehen ins BettÜ«. Das habe es früher nicht gegeben.
Die große Liebe der Kiels begann schon Ostern 1939, als sie sich kennen und lieben gelernt haben. Auf einem »Zeltfest bei Frillmanns Klara, wo zum fröhlichen Pfingskonzert gespielt wurde« stand für die beiden fest, dass sie ihr Leben gemeinsam gestalten wollten. Doch der Krieg kam dazwischen, Friedrich Kiel wurde Soldat, musste mit seiner Panzer-Einheit nach Sachsen-Anhalt, in die Wälder Ostpreußens, nach Russland und nach Frankreich, später wieder nach Russland. Dort geriet er in Gefangenschaft, konnte jedoch mit zwei Offiziern fliehen. Die Männer schlugen sich mit einem Kompass und Landkarte ausgerüstet bis nach Bayern durch.
Dieses Durchhaltevermögen wurde im Frühjahr 1945 belohnt. Kiel wollte nach Hause, denn das junge Paar hatte inzwischen geheiratet.
Im Februar 1945 hatten sie den Behörden ein Schnäppchen geschlagen, als Elfriede Kiel für den Nachrichtendienst nach München versetzt werden sollte. »Da haben wir gesagt, so etwas kommt nicht mehr in Frage - jetzt wird geheiratet.« So landeten die Kiels vor dem Standesamt. Und das damalige Ja-Wort hat nun schon 60 Jahre Bestand.

Artikel vom 16.02.2005