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Ausfälle verhageln die Bilanz

Steueraufkommen des Finanzamtes Gütersloh sinkt um 14 Prozent

Gütersloh (rec). Einbrüche bei der Lohn- und Körperschaftssteuer verhageln dem Finanzamt Gütersloh die Jahresbilanz. Insgesamt schrumpfte das Gesamtaufkommen um 14,2 Prozent auf 907,6 Millionen Euro.

Trotz des Einbruchs erzielt das Gütersloher Finanzamt noch immer das zweithöchste Steueraufkommen in Westfalen-Lippe - nur das Finanzamt Münster verzeichnet höhere Einnahmen. Ein Indiz für den Wohlstand in Gütersloh, Harsewinkel und im Nordkreis ist die Kapitalertragssteuer. Mit Wertpapieren verdienten die Bürger im vergangenen Jahr so gut, dass die Einnahmen aus dieser Steuer um 6,5 Prozent auf 139,5 Millionen Euro stiegen. Die Vermögenssteuer sagt dagegen nichts mehr über den Wohlstandsgrad im Kreis Gütersloh aus - Kapitalbestände werden seit 1997 nicht mehr besteuert.
Schon im Jahre 2003 musste das Finanzamt Gütersloh mehr Körperschaftssteuer an Unternehmen auszahlen als es einnehmen konnte. Damals waren es 10,8 Millionen Euro, im vergangenen Jahr wuchs diese Summe auf fast 100 Millionen Euro an. Diesem Anstieg liegt laut Vorsteher Thomas Hartmann ein »einmaliger Fall« zugrunde, der in der »besonderen Struktur des Kreises Gütersloh« verwurzelt sei. Mehr darf der Vorsteher aus Gründen des Steuergeheimnisses nicht dazu sagen.
Schmerzhaft für das Finanzamt sind darüber hinaus die Ausfälle bei der Lohnsteuer. Die fallen mit 7,3 Prozent auf den ersten Blick moderat aus - doch dahinter verbirgt sich ein Aufkommen von 576,1 Millionen Euro, das um rund 42 Millionen Euro schrumpfte: »Für das Steueraufkommen im Kreis Gütersloh kommen in erster Linie die Arbeitnehmer auf«, stellt Thomas Hartmann fest. Der Rückgang habe verschiedene Ursachen. Wachsende Arbeitslosigkeit trage ebenso dazu bei wie die Verlegung von Arbeitsplätzen ins Ausland, höhere Ermäßigungen und Freibeträge, die sich durch längere Anfahrtswege zum Arbeitsplatz ergeben könnten.
Dramatische Auswirkungen hat dieser Rückgang auch für die an die Lohnsteuer gekoppelte Kirchensteuer. In dieser Kategorie zahlten Kirchenmitglieder gut vier Millionen Euro weniger, das entspricht einem Rückgang von zehn Prozent. Die Einkommenssteuer schrumpfte ebenfalls - hier musste das Finanzamt mit 14,5 Millionen Euro weniger Einnahmen (minus 25,8 Prozent) auskommen.
Bei einer Informationsveranstaltung will das Finanzamt am kommenden Samstag, 19. Februar, unter anderem auf die Vorteile der elektronischen Steuererklärung hinweisen. Elektronisch eingereichte Anträge werden laut Sprecherin Rita Middendorf zügiger bearbeitet. »Wer seine Erklärung erst einmal am eigenen Computer erstellt hat, hat es in den Folgejahren stets einfacher«, versichert Middendorf. Die Software zum »Elster«-Programm kann kostenlos beim Amt bezogen werden.
Das Finanzamt Gütersloh beschäftigt 264 Mitarbeiter, darunter 25 Auszubildende. Mit mehr als 60 Prozent sei die Anzahl weiblicher Beschäftigter überdurchschnittlich hoch. Entsprechend hoch falle mit 81 Prozent auch der Anteil jener Mitarbeiter aus, die in Teilzeit arbeiteten. Insgesamt bearbeitete das Finanzamt im vergangenen Jahr 22 700 Anträge.

Artikel vom 15.02.2005