15.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Flotte Retter auf vier Pfoten

2. Teil der Serie »Blaulicht«: Im Einsatz mit der Johanniter-Hundestaffel

Von Ingo Schmitz
Höxter (WB). Für die Vierbeiner ist es ein höchst anstrengendes Spiel. Doch für einen vermissten Menschen ist der Einsatz eines Rettungshundes wohlmöglich die einzige Überlebenschance. Im Bereich Höxter verfügt die Johanniter-Unfall-Hilfe über eine Rettungshundestaffel, die im Notfall auf die Suche nach verschwundenen Menschen geht. Für die zweite Folge der Serie »Blaulicht« war das WESTFALEN-BLATT bei einer Übung im Gelände mit dabei.

Alarm für Katrin Seizer und ihren Mann Christian! Zwei Menschen werden vermisst, sie hegen Selbstmordabsichten. Und: Sie sollen sich im Bereich »Auf der Horst« in Holzminden in einem Waldstück oberhalb der Firma Symrise aufhalten. Mehr wissen die beiden Mitglieder der Rettungshundestaffel nicht, als sie sich mit ihren beiden geprüften Hunden Floyd und Brian auf den Weg zum Einsatzort machen.
Auf einem Parkplatz entdecken sie ein verlassenes Auto. Von den Personen fehlt jede Spur. Katrin Seizer legt ihrem Labrador Floyd die Kenndecke um. Der weiße Einsatzanzug des Vierbeiners trägt nicht nur das Symbol der Johanniter-Unfall-Hilfe, sondern auch eine Glocke. Damit weiß das Frauchen jederzeit, wo sich der Hund im Einsatz aufhält. »Such und Hilf!«, spricht die 29-Jährige ihrem Hund ins Ohr. Wie von der Nadel gestochen stürmt Floyd los, während Christian Seizer (30) seinem Hund Brian den gleichen Befehl gibt. Beide Hundeführer werden bei der Hatz durch den Wald von Helfer begleitet, die sich um den Funk kümmert. Genau nach Plan beginnt die Suche nach den Vermissten. Die beiden Rettungshundeführer teilen das große Waldstück in Sektionen ein und markieren die Areale mit Flatterband. Es dauert keine vier Minuten, da hat Floyd einen der Vermissten gefunden. Mehr als einen Kilometer vom Parkplatz entfernt liegt Lars Eichhorst (27) mitten im Wald und mimt das Opfer. Floyd stupst das Mitglied der Staffel freudig mit der Nase an und bellt so lange, bis sein Frauchen am Ort des Geschehens ist. Jetzt kann dem vermeintlichen Opfer geholfen werden.
Weniger erfolgreich läuft es für Christian Seizer. Nach 15 Minuten »Attacke«, wie er es nennt, bricht er die Suche ab. »Brian ist plattgesucht«, erklärt der 30-Jährige. Um auf Nummer sicher zu gehen, untersucht seine Frau Katrin mit Floyd, der noch einige Kraftreserven hat, das Gebiet ein zweites Mal ab. Nach weiteren 15 Minuten stellt sie fest: »Alles sauber!«
Für die hervorragende Arbeit gibt es Lob vom Einsatzleiter Markus Schwannecke (36): »Ihr habt alles richtig gemacht. Es war tatsächlich nur eine vermisste Person im Wald.« Mit diesem Lob geben sich die Hunde Floyd und Brian natürlich nicht zufrieden: Für sie haben die beiden Herrchen zur Belohnung noch ein paar Leckerchen in der Tasche, die mit einem Habs verspeist sind.
Während dieser Übung hat Jutta Sprenger mit ihrem Hund Caruso aufmerksam zugeschaut. Die Höxteranerin befindet sich seit einem halben Jahr in der Ausbildung und Caruso muss noch einiges lernen. Viel zu stürmisch geht der junge Hund ans Werk und auch das »Verbellen« muss er noch lernen. Die junge Frau weiß: »Die Arbeit in der Rettungshundestaffel bedeutet eine große Verantwortung. Hier geht es um Menschenleben!«
Von dieser Verantwortung weiß der kleine »Max«, der fast zweijährige Kernterrier von Bettina Lange (26), nichts, wenn er die Opfersuche trainiert. Für ihn ist es ein Spiel, wenn er mit seinen kurzen aber flinken Beinen förmlich über den Waldboden fliegt und seinem Ziel immer näher kommt: einem Opfer, das gerettet werden muss.

Artikel vom 15.02.2005