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Wenn der Mensch eingreift,
»schwächelt« das System

Klimaanlage ist (noch) kein Alleskönner

Für ein modernes Auto ist sie eigentlich unentbehrlich: 60 Prozent der Neuwagen werden hierzulande bereits mit einer Klimaanlage ausgeliefert, davon 80 Prozent mit einer Vollautomatik.

Selbst beim Gebrauchtwagenhandel geben die Kühlaggregate oft den Ausschlag: Mittel- und Oberklasse-Modelle ohne Klimatisierung sind kaum noch verkäuflich, auch im Kompaktsegment zeichnet sich dieser Trend bereits ab.
In den Ausstattungs- oder Aufpreislisten aktueller Autos werden vollautomatisch regelnde Klimaanlagen viel versprechend als Climatronic, Thermatic oder Automatic Climate Control bezeichnet, bisweilen verheißt ein »Sonnensensor« sogar eine Regelung, die bei intensiver Sonneneinstrahlung die Temperatur im Fahrzeuginnern noch etwas weiter absenkt.
Zum aktuellen Stand der Technik zählen auch leistungsfähige Partikelfilter (sie halten neben Ruß und Bakterien auch Pollen zurück) oder Aktivkohlefilter, die geruchsintensive oder schädliche Gase (wie Benzindämpfe oder Benzol) beseitigen, oder die automatische Umluftschaltung, bei der die Außenluftklappe selbsttätig geschlossen wird, wenn ein Sensor hohe Schadstoffkonzentrationen in der Luftansaugung misst.
Trotz des hohen Standards bedeutet »vollautomatisch« aber noch lange nicht, dass alle Funktionen der Klimaanlage von Sensoren und dem Bordcomputer geregelt werden. Auch bei modernen Anlagen reagiert nur die Temperaturregelung auf Rückmeldungen, andere Funktionen wie Gebläseleistung und Luftverteilung werden von zuvor festgelegten Kenngrößen ohne Rückmeldung gesteuert.
Das funktioniert prima, solange der Mensch nicht eingreift. Werden jedoch einzelne Düsen manuell geöffnet oder geschlossen, gerät das System durcheinander, etwa wenn das Gebläse zur schnellstmöglichen Kühlung auf Hochtouren arbeitet, am Armaturenbrett aber nur eine Lufteinlass-Düse auch wirklich offen ist.
Auch ein anderer wichtiger Komfortfaktor - die Feuchtigkeit der Kabinenluft - wird noch nicht erfasst. Bislang hat man billigend in Kauf genommen, dass die Luft beim Abkühlen im Verdampfer einer herkömmlichen Klimaanlage stark entfeuchtet wird - die trockene Luft garantiert eine hohe Sicherheit vor Scheibenbeschlag.
Die Luftfeuchte im Fahrgastraum liegt in der Regel unter 30 Prozent, für Meteorologen entspricht dies Wüstenklima. So manche Erkältung, die man sich in einem Auto mit Klimaanlage geholt hat, ist nicht auf die Kälte, sondern auf die trockene Luft zurückzuführen.
Bei eingeschalteter Klimaanlage verbraucht ein Auto mehr Sprit. Für Nutzfahrzeuge gibt es bereits Klimaanlagen, die auch im Stand - bei ausgeschaltetem Motor - funktionieren. In Pkws dürfte schon bald eine andere Technik für angenehme Temperaturen bei Wartezeiten oder im Stau sorgen. Denn künftig - so der Auto Club Europa (ACE) - werden die Kühlaggregate der Autos nicht nur die Temperatur, sondern die gesamte Atmosphäre im Fahrzeuginnern regeln - individuell für jeden Sitzplatz.
Und auch auf der Suche nach einem neuen Kühlmittel, das schon in einigen Jahren das »Treibhausgas« R 134a ablöst, sind die großen Hersteller von Pkw-Klimaanlagen fündig geworden.

Artikel vom 23.03.2005