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Phantom der Senne irrt auch durch die Egge

Naturpark-Idee kostet viel Geld und bringt nichts


Die Pläne der Landesregierung, Senne und Egge in einen Naturpark umzuwandeln, lösen bei diesem Leser nur Kopfschütteln aus:
Es muss es tatsächlich geben, das Phantom der Senne. Es hat dem Vernehmen nach wohl die Tarnfarbe grün, wird als Nationalpark beschrieben und geistert auch schon in der Egge umher. Es bewegt Heerscharen von hochkarätigen Politikern und Beamten zu immer neuen, oft widersprüchlichen Verlautbarungen, beschäftigt teure Gutachter und Experten, taucht immer häufiger in den Medien auf, aber niemand kann so recht eine begründete Erklärung dafür finden.
Wer hat eigentlich ein Interesse daran, die Senne nicht so zu belassen wie sie jetzt ist, nämlich ein beispielhaftes, im Laufe langer Jahre gewachsenes Refugium für Tiere und Pflanzen von fast unvergleichlicher Art? Wer oder was versteckt sich hinter einer Diskussion, die letztlich auch den noch so guten Freund vermuten lassen kann, doch nicht mehr so sonderlich gern gesehen zu sein? Wer zieht (s-)einen Nutzen daraus, die Frei- und Aktionsräume für Erholungssuchende, Forst- und Holzwirtschaft in der Egge drastisch einzuschränken und gleichzeitig wider jegliche Vernunft eine größere Öffnung der Senne zu fordern? Und, was passiert eigentlich, wenn nichts passiert?
Ist der Gedanke zu weit hergeholt, dass es hier um Ablenkungsmanöver, um ideologische, möglicherweise sogar ganz persönliche Interessen, oder aber um wohl kalkulierte, (wahl-) politische Spielchen geht und weniger um regionale oder gar überregional bedeutsame Ziele für eine Zukunftsentwicklung von bisher nicht nachgewiesenem volkswirtschaftlichen Nutzen? Für wen oder was soll dies also alles gut sein?
Aber schon positionieren sich lokale Interessensvertreter wie Kriegsgewinnler um die Chance, potentiell Profiteure zu werden. Im Verteilungskampf um eine Phantom-Nationalpark-Verwaltung spielen diese nicht nur den Drahtziehern, deren Motive im Dunklen liegen, in die Hände. Sie gehen ihnen auf den Leim, indem sie der Diskussion den Anschein von Realität vermitteln.
Realität ist bisher aber nur, dass mit kostenträchtigen Sitzungsorgien und Gutachten unser Geld verpulvert wird und dass Entscheidungen der Briten zur langfristigen Beibehaltung des Standorts zum Schaden für die Region wohl nicht positiv beeinflusst werden. Realität ist auch, dass jeder, der Interesse daran hat, das Kleinod Senne in unserer Nachbarschaft kennenzulernen, dies heute auch kann.
Vielleicht bleibt das Phantom der Senne aber nur bis Mai und war, wie so oft, eine zwar verschwenderische, aber temporäre Politiker-Halluzination ohne großen Realitätsbezug. Wir haben ja auch keine anderen Sorgen.
DR. BERNHARD WINNEMÖLLERDelbrück

Artikel vom 15.02.2005