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Familienbetriebe im Einzelhandel haben es in Paderborn schwer

Leser bedauert: Immer mehr Geschäfte in der Innenstadt geben auf


Sporthaus Filter, Herrenausstatter Eikel, Elektrohandel Schreckenberg: Alteingesessene Fachgeschäfte in Paderborn geben dem Wettbewerbsdruck im Einzelhandel nach und schließen. Die Entwicklung empört diesen Leser:
Seit etwa zwei Jahrzehnten geht das nun schon so: Unsere Stadt wird Stück um Stück ärmer, was das Angebot an Spezialgeschäften angeht. Eins nach dem anderen verschwindet und wird durch anonyme Läden von Handelsketten ersetzt, die sich hier niederlassen, aber unsere Stadt eintönig machen. Das ist nicht nur hier so, das geschieht auch in anderen Städten nach dem gleichen Schema. Das stärkere Kapital, die größere Organisation siegen am Ende. Der Käufer, der Kunde verhält sich so, wie von diesen Wirtschaftsmächtigen erwartet: unbekümmert, Hauptsache billig.
Ob dann auch alles so geboten wird, der sogenannte Kleinkram, das stellt sich erst später heraus, wenn diese kleineren Spezialläden nicht mehr da sind. Die großen Warenhäuser zum Beispiel decken nur ab, was umsatzkräftig ist.
Umso höher ist der Mut zu bewerten, mit dem einzelne Geschäftsinhaber sich diesem Trend entgegenstemmen, solange sie es können, manchmal bis an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. Das verdient eigentlich öffentliche Anerkennung - etwa, weil dadurch das Image einer Stadt als Einkaufsstadt gefördert wird, weil der Stadtkern ein Stück Paderborn zeigt, oder weil im Stadtkern qualifizierte Arbeitskräfte vorgehalten werden (Kundenberatung).
Doch wofür eigentlich? Der »Dank des Vaterlandes« bleibt gewöhnlich aus. Öffentliches Lob gibt's dafür nicht. Ein Risiko-Orden für Paderborner Imageförderung oder die Bereitstellung von Arbeitsplätzen in der Innenstadt ist nicht vorgesehen.
Nein, für die geschilderten Leistungen gibt's keinen Dank. Nicht einmal entsprechende Aufmerksamkeit. Das Interesse setzt erst ein bei Größenordnungen wie Karstadt. Dann reden hohe Politiker gern von Arbeitsplätzen und sind auch bereit, zuzuschießen - und dann nicht mit eigenem Geld, mit Steuergeldern versteht sich. Der Zusammenbruch muss nur groß genug sein, um bundesweites Aufsehen zu erregen, Ein kleiner Familienbetrieb muss sehen, wie er ohne solche Fürsorge zurecht kommt. Er muss einfach vernünftig wirtschaften - auf eigenes Risiko.
KARL BERNEMANNDalheimerweg 20Paderborn

Artikel vom 15.02.2005