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Stadt ist Teil eines
Uni-Forschungsprojekts

Zusammenleben wird unter die Lupe genommen

Von Stefanie Westing
Espelkamp (WB). Die Stadt Espelkamp ist Teil eines Forschungsprojektes der Universität Bielefeld. Drei Mitarbeiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung untersuchen dazu das alltägliche Leben in der »jungen Stadt im Grünen«.

Espelkamp ist neben Salzgitter-Lebenstedt und Lahr in Baden-Württemberg eine von drei Städten, die Dr. Jörg Hüttermann, Heike Herrmann und Alexander Mewes drei Jahre lang unter die Lupe nehmen. »Wir haben Espelkamp nicht ausgewählt, weil das Leben hier besonders gefährlich wäre, sondern weil es räumlich nahe liegt, weil die Lokalpolitiker sich dafür eingesetzt haben und weil auch eine ganze Menge Aktionen laufen«, betonte Hüttermann gestern, als sich die Forschungsgruppe erstmals mit den Mitgliedern des Arbeitskreises »Offene Kinder- und Jugendarbeit« austauschten. Ziel des vom Bundesforschungsministerium finanzierten Projekts ist es aber nicht nur, mögliche Probleme in der Kinder- und Jugendarbeit auszumachen. »Uns interessiert die Frage, wie die Menschen im Alltag zusammenleben. Dazu gehören auch Vereinsstrukturen, Lokalpolitik oder die Polizei«, erklärte Hüttermann. »Wir schauen auch auf das, was funktioniert.« Idealerweise sollen die Ergebnisse Denkanstöße und Ideen liefern, so dass möglicherweise auch die drei Städte voneinander lernen können. Dazu findet nach etwa einem Jahr ein Workshop statt.
Espelkamp und Salzgitter-Lebenstedt wurden ausgewählt, weil sich die beiden Städte von ihrer Struktur her ähneln, beide erst in der Nachkriegszeit gewachsen sind und früher mit der Rüstungsindustrie verbunden wurden. Auch das Stadtbild sei sehr ähnlich, betonte der Soziologe. »Grob gesagt handelt es sich hier jeweils um eine Dreierkonstallation: Alteingesessene treffen auf Russlanddeutsche und Türken. Diese drei Gruppen machen den größten Teil der Bevölkerung aus.« In Lahr sehe die Situation etwas anders aus: »Dort treffen Alteingesessene auf Russlanddeutsche, die ein ehemaliges Kasernengelände bezogen haben. Hier gibt es also nur eine Zweierkonstellation.«
Konflikte, machte Hüttermann deutlich, seien nicht unbedingt negativ: »Sie können durchaus konstruktiv sein.« Er habe festgestellt, dass der Hauptmodus des miteinander Lebens das nebeneinander Lebens sei - zumindest in größeren Städten. »Problematisch werden die Konflikte, wenn man nicht mehr nebeneinander leben kann, wenn man nicht mal mehr streitet. Wie die Situation hier ist, wollen wir herausfinden.«

Artikel vom 15.02.2005