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»Lasset den Worten Taten folgen«

Konzert zugunsten der Flutopfer: 3260,21 Euro und 70,86 D-Mark gespendet

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). 150 Mitwirkende, dreieinhalb Stunden Non-Stop-Programm, 350 Zuschauer und ein Spendenerlös von mehr als 3260 Euro - so lautet die stolze Bilanz des Benefizkonzerts zugunsten der Flutopfer in Südasien, das am Sonntag in der vollbesetzten Aula der Grundschule Stukenbrock über die Bühne ging. In Anbetracht des tollen Ergebnisses zeigten sich Initiatorin Renate Tölke-Hilpert und ihr Mann Johannes nach der Veranstaltung hoch zufrieden.

»Lasset den Worten Taten folgen.« Getreu dieser Maxime hat das Ehepaar Tölke unter dem Eindruck der schrecklichen Berichte über die Tsunami-Katastrophe vom 27. Dezember in einer Rekordzeit von nur sechs Wochen das für Schloß Holte-Stukenbrock einzigartige Benefizkonzert auf die Beine gestellt. Beispiellos ist dabei nicht nur das Engagement der Initiatoren. Denn nicht im Traum hätten Renate Tölke-Hilpert und ihr Mann Johannes zu hoffen gewagt, von den Kulturschaffenden der Stadt soviel Unterstützung für ihr Projekt zu erfahren.
»Wir wollen mit unserem Konzert nicht die Katastrophenbilder aufarbeiten, die jeder im Kopf mit sich herum trägt, sondern - in Ehrfurcht vor den Toten, Vermissten, Verletzten und Obdachlosen - gemeinsam einen vielfältigen Nachmittag erleben«, betonte Johannes Tölke in seiner Begrüßung. Ein Ansinnen, das die mitwirkenden Solisten und Ensembles in beeindruckender Weise in die Tat umsetzten.
Dies erkannte nicht zuletzt Hubert Erichlandwehr lobend an. »Ich bin stolz, dass es in unserer Stadt so viele Menschen gibt, die ihre Hilfsbereitschaft leben«, sagte der Bürgermeister. Speziell dem Ehepaar Tölke dankte er für die konsequente Umsetzung seiner Idee. Dechant Bernhard Hamich, der feinsinnig-eloquent durch das Programm führte, schloss sich an. Zudem unterstrich er die »globale Dimension« der sympathischen Initiative, die auf »lokaler Ebene« so fruchtbar verlaufe.
Trotz der (Über-)Länge von mehr als drei Stunden war keine Konzertminute langweilig. Denn der unterhaltsame Querschnitt durch das Schloß Holte-Stukenbrocker Kulturleben gestaltete sich äußerst vielfältig. Feine Kammermusik präsentierten etwa Barbara Lundgreen sowie Gertrud und Burkhard Sturm mit einer Trio-Sonate von Stamitz für Violine, Flöte und Klavier ebenso wie der Blockflötenkreis der Musikschule Samtenschnieder mit einem Haydn-Divertimento und dem bekannten Winter-Thema von Vivaldi.
Munteren Chorgesang steuerte die Frauenschola St. Johannes Baptist etwa mit Brooms »The Rose« bei. Die Freundschaft hielt hingegen der Männergesangverein Eintracht 1878 Stukenbrock während seines kraftvoll-impulsiven Vortrags hoch, nachdem zuvor das St.-Johannes-Jugendblasorchester das Publikum mit zünftigen Marschmelodien erfreut hatte. Mitreißende Akzente setzten zudem die Geschwister Lucía-Patricia und Juan-Julián Sáenz mit druckvollen Schlagzeugsoli.
Einen Hauch von Las Vegas transportierte Dietrich Wolfram in die Aula der Grundschule Stukenbrock. So begeisterte der Entertainer zum einen als Paganini der Mundharmonika, der mit seinem energischen Spiel sogar Glas zerspringen lässt. Darüber hinaus verblüffte er das Publikum mit einem faszinierenden Zaubertrick: Nicht nur »Spontan-Helfer« Bürgermeister Hubert Erichlandwehr wird wohl noch lange darüber nachdenken, wie es Assistentin Zara Zarina vollgefesselt gelang, binnen weniger Sekunden in sein Jackett zu schlüpfen.
Doch auch an weiterer Stelle kam Hubert Erichlandwehr zum Einsatz. So holte ihn Susanne Mewes-Köhler für einen Walzer auf die Bühne. Sowohl während des Operetten-Blocks als auch bei zwei geistlichen Stücken wurde sie einfühlsam begleitet von Pianist Juan-Bautista Sáenz.
Mit einer beindruckenden Leistung stellte sich auch Initiatorin Renate Tölke-Hilpert dem Publikum. Zunächst am Klavier begleitet von Überraschungsgast Pfarrer i. R. Hermann-Josef Klöpper, stand der Sopranistin im weiteren Verlauf Kantorin Ulrike Sumbeck musikalisch zur Seite.
Zur großen Freude aller Beteiligten geizte das Publikum weder mit Beifall noch mit Spenden. Eine genaue Geldzählung förderte dabei nicht nur 3260,61 Euro sondern auch ein gefülltes D-Mark Portemonnaie - es enthielt 70,86 DM - zu Tage. Das Geld kommt zu gleichen Teilen der Hilfsorganisation »Kinder in Not« und dem Deutschen Roten Kreuz zu gute. Für das DRK überbrachte stellvertretender Kreisvorsitzender Michael Ossenkemper seinen herzlichen Dank.

Artikel vom 15.02.2005