12.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»GAZ-Konzept
ist nicht mehr
marktfähig«

SPD-Fraktionschef für Rückzug

Von Stefanie Westing
Espelkamp (WB). »Zumachen, fertig.« Diese Worte findet SPD-Fraktionsvorsitzender Reinhard Hülsmann, wenn er gefragt wird, was in Zukunft mit dem Gründer- und Anwendungszentrums (GAZ) an der Fritz-Souchon-Straße passieren soll. »Zu der Zeit, als es gebaut wurde, war das GAZ ganz vernünftig. Heute aber glauben wir, dass man diese Einrichtung nicht wirtschaftlich führen kann.«

Wie bereits am 14. Januar berichtet, wurde in einer Ratssondersitzung mit den Stimmen der CDU eine Kapitalaufstockung in Höhe von 350 000 Euro beschlossen. Darin enthalten ist ein Betrag von 100 000 Euro, weil bestimmte Fördergelder zurückgezahlt werden müssen. Nach Hülsmanns Einschätzung ist es damit nicht getan, er rechnet damit, dass viel mehr Geld fließen muss. Daher: »Jetzt ist es an der Zeit, zu sagen, wir haben es probiert, es hat nicht funktioniert, ist nicht mehr marktfähig. Jetzt muss etwas anderes ausprobiert werden.«
Die Gründe, warum das GAZ rote Zahlen schreibt, liegen nach Ansicht Hülsmanns in der Konzeption, die auf drei Standbeinen beruht: Vermietung und Verpachtung von preiswerten Fertigungsstätten für Gründer, Gründerberatung und Seminarangebote, zum Beispiel für Firmen. »Die Mindestmiete für Gründer ist vorgeschrieben, muss dem Land vorgelegt werden und kostendeckend sein. Nur: Sie ist höher als bei anderen Immobilien, Kampfpreise sind nicht möglich. Damit können wir niemanden locken«, argumentiert der SPD-Fraktionsvorsitzende. »Woanders können sich die Gründer billiger einmieten. Dieser Geschäftszweig ist praktisch weggebrochen.« Die Gründerberatung sei im GAZ, zu dessen Gesellschaftern namhafte Unternehmen am Ort, Banken, der Kreis und die Stadt Espelkamp gehören, überhaupt kein Thema: »Die Hausbanken übernehmen diese Aufgabe, wenn sich jemand eine Existenz aufbauen möchte. Die Beratungen im Jahr 2004 können wir an einer Hand abzählen.« Seminare seien ebenfalls lediglich fünf angeboten worden, nur eins habe stattgefunden - bei den anderen hätten Ausfallhonorare für die Referenten gezahlt werden müssen.
Innerhalb seiner Fraktion gebe es geteilte Meinungen, ob die Verlustabdeckung für 2005 / 2006 übernommen werden soll. Hülsmann macht aber deutlich: »Wir wollen keine Insolvenz. Wir möchten das, was wir anderen schulden, zahlen, und dann müssen wir mit dem Land prüfen, wie eine Auflösung der GmbH möglich ist.«
Das Konzept sei für seine Fraktion nicht tragbar, betont Hülsmann. »Wir haben schon im Jahr 2004 eindeutig neue Konzepte gefordert. Für uns wäre zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit der Volkshochschule denkbar.« Überlegenswert wäre auch eine Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld. »Wir sind hier eine Hochburg im Werkzeugmaschinenbau. Da muss es doch eine kreative Lösung geben.«
Fördermittel sind für das GAZ seinerzeit in zweistelliger Millionenhöhe geflossen, deren Zweckbindung nach Angaben des SPD-Fraktionsvorsitzenden noch etwa zehn Jahre läuft. »Aber man kann doch mit dem Land darüber reden, was wir tatsächlich zurückzahlen müssen, wenn wir die Gesellschaft auflösen oder umwidmen. Man kann kaum 15 oder 16 Millionen Euro Fördermittel zurückfordern. Doch ich sehe nicht ein, jedes Jahr wieder 50 000 Euro hineinzustecken - vor allem, weil die Geschäftsbereiche meiner Einschätzung nach nicht besser werden. Das Geld können wir gut in andere Wirtschaftsbereiche investieren.«

Artikel vom 12.02.2005