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Eindrucksvolles Liebesbekenntnis

Vom »Dragon Lord« tätowiert - Vornamen eigener Kinder ziert häufig die Arme

Von Malte Samtenschnieder (Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Nicht nur am heutigen Valentinstag, dem Fest der Liebenden, stehen Marcel Siek und Jona Klausing offen zu ihren Gefühlen. Vielmehr ist die Verbundenheit zu ihren Liebsten so groß, dass sie davon zeitlebens in Form auffälliger Tätowierungen Zeugnis ablegen wollen - ein eindrucksvolles Liebesbekenntnis, das »unter die Haut« geht.

Während auf Marcel Sieks rechtem Unterarm in großen Lettern »Lara« zu lesen ist, präsentiert Jona Klausing stolz den bei ihm an gleicher Stelle eingegrabenen Schriftzug »Luca«. Doch nicht etwa die Namen ihrer Lebenspartner ließen sich die Schloß Holte-Stukenbrocker unter die Haut stechen. Voller Stolz haben sich die jungen Väter vielmehr für die Vornamen ihrer Kinder entschieden.
»Die beiden sind durchaus keine Einzelfälle«, weiß »Dragon Lord« Mirco Klösener, der seit Juni 2003 mit Partner Jens Könemann ein Tätowier- und Piercingstudio am Pollhansplatz betreibt. Speziell bei Männern seien Namen, Initialen oder auch Teile des Geburtsdatums ihrer Kinder als Tattoo-Vorlagen sehr beliebt. »Frauen hingegen bevorzugen zeitlose schwarze Ornamente«, ergänzt Mirco Klösener. Chinesische Schriftzeichen - etwa eine Wiedergabe des eigenen Vornamens - seien bei beiden Geschlechtern beliebt.
»Die Kunden werden immer mutiger«, führt der Experte weiter aus. Zunehmend ließen sie Tätowierungen an Körperstellen anbringen, die man auch im Alltag sieht. Neben Leistenbereich, Steiß und Schulterblatt seien so Ober- oder Unterarm momentan besonders beliebt. »Das Tattoo wird zunehmend als Schmuckstück wahrgenommen und kommt weg vom anrüchigen Knast-Image«, versucht Mirco Klösener eine Begründung. Seine jüngsten Kunden sind 16 Jahre alt. Eingefleischte Fans bereits in den 50ern oder 60ern.
»Es war auch schon einmal eine 13-Jährige bei mir, die unbedingt ein Tattoo haben wollte«, erzählt der »Dragon Lord«. Diese habe er, samt Eltern, die das Anliegen der Tochter sogar unterstützten, aber wieder nach Hause geschickt. Denn: »Mit 13 Jahren kann man sich nicht für ein Tattoo entscheiden, das im Normalfall das ganze Leben erhalten bleibt.«
Wenn jemand irgendwann einmal nicht mehr mit seinem Tattoo zufrieden ist, gibt es aber auch Abhilfe. »Manchmal kann man ein altes Motiv übertätowieren«, erläutert Mirco Klösener. Auch sei es mit Lasertechnik möglich, ein Bild ganz zu entfernen. Dabei würden die Farbpigmente zerschossen, so dass sie durch den Blutkreislauf abtransportiert werden könnten. Mirco Klösener: »Diese Methode ist allerdings teuer und kann nur von einem Arzt ausgeführt werden.«
Ein chinesisches Schriftzeichen sticht der »Dragon Lord« bereits für 50 Euro. Großprojekte können aber auch deutlich teurer sein. Einige Tausend Euro muss etwa ein Kunde hinblättern, der sich in zehn Sitzungen à drei bis vier Stunden derzeit von Mirco Klösener das Segelschulschiff »Gorch Fock« auf den Rücken tätowieren lässt.
Und auch Marcel Siek überlegt bereits, wie es für ihn weiter geht. Der zweite Vorname seiner Tochter ist nämlich Marie und der linke Unterarm ist noch frei...

Artikel vom 14.02.2005