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Hobby-Maler aus Bühne fertigt
Riesenbild für jungen Reiter

Hermann Hartmann (76) schenkt Sebastian Bolse einen »Starschnitt«

Von Günter Sarrazin
Großeneder (WB). Schöne Überraschung für Sebastian Bolse: Der erfolgreiche Nachwuchsreiter aus Großeneder bekam von dem pensionierten Malermeister Hermann Hartmann aus Bühne ein 75 Zentimeter breites und 1,80 Meter großes Bild geschenkt, das ihn bei einem Jubelritt auf seinem Ponyhengst »Mozart« zeigt.

Als Vorlage für seine Arbeit, die an einen »Starschnitt« erinnert, diente Hartmann das Originalfoto, das am 29. September 2004 auf der Titelseite der Warburger Ausgabe des WESTFALEN-BLATTES abgebildet war. »Das Bild ist mir seinerzeit gleich ins Auge gefallen. Vor allem, weil Sebastian als so junger Mann so engagiert und erfolgreich ist, hat es mich gereizt, ihn zu malen und zu beschenken«, erläuterte Hermann Hartmann, wie er auf die ungewöhnliche Geschenkidee gekommen ist.
»Dieses Bild soll eine Anerkennung für Deine Leistungen sein«, überreichte der 76 Jahre alte Hobby-Maler das auf einer Tapenrolle gemalte Riesenposter an den freundlichen Realschüler.
Die beiden hatten sich zuvor noch nie gesehen.
Sichtlich überrascht und erstaunt - als ob er seinen Augen nicht trauen könnte - bedankte sich der Landeskader-Reiter bei dem rüstigen Bühner, der auch in seinem hohen Alter noch vor Tatendrang sprüht. »Für das Bild finden wir einen schönen Platz«, sagte Sebastian bei der Geschenk-Übergabe in seinem Zimmer.
Zur Erinnerung: Der für die RSG Liebenau startende Sebastian Bolse hatte Ende September 2004 bei den Süddeutschen Ponymeisterschaften in Rheinland-Pfalz auf dem neunjährigen gekörten Ponyhengst »Mozart« den Titel in der Einzel- und in der Mannschaftswertung (mit dem Team Hessen) gewonnen. Den größten Erfolg seiner bisherigen Reitsport-Laufbahn feierte er unter anderem mit der Ehrenrunde.
Den Jungen, der seine Zukunft vor sich hat, und Malermeister Hermann Hartmann verbindet vor allem eines - die Leidenschaft, mit der sie ihr großes Hobby betreiben. Hier die Pferde, dort die Malerei: Sebastian Bolse sitzt täglich mehrere Stunden im Sattel, trainiert so intensiv und häufig wie nur wenige seiner Alterskollegen - egal, in welcher Sportart. Hermann Hartmann hat sein Leben lang mit Begeisterung Bilder gemalt. Noch heute entdeckt er immer wieder neue Motive und malt fast täglich.
Der Bühner, der die Leidenschaft für die Malerei von seinem Vater Fritz geerbt hat, hat an der Meisterschule des gestaltenden Handwerks in Düsseldorf gelernt, mit Pinsel und Farbe umzugehen. In verschiedenen Fortbildungskursen hat er seine Technik verfeinert. Er fertigt kunstvolle Schriften und auch Transparente an. Ergebnisse seines Schaffens sind unter anderem die Sportsymbole in der Schulsporthalle in Bühne. »Ich kann nicht nur Fußleisten streichen«, nannte Hermann Hartmann sein Motto und lächelte herzlich.
Beim Besuch auf dem Hof der Familie Bolse staunte der Pensionär auf dem Weg in das direkt unter dem Dach gelegene Zimmer von Sebastian nicht schlecht. »Lieber Gott nochmal - die hast Du alle gewonnen?«, fragte er, als er die mehrere Hundert Schleifen sah, die das Treppenhaus zieren. Ebenso erstaunt war Hartmann, als er bei einem späteren Gang durch den Stall feststellte, dass Springponys keine kleinen Minipferde sind. Ihr Stockmaß und die Höhen und Weiten, die sie überwinden, beeindruckten den fünffachen Großvater.
Sebastian Bolse hat im vergangenen Jahr eine tolle Erfolgsbilanz mit 40 Siegen und mehr als 100 Platzierungen hingelegt. Zum Abschluss seiner Ponyreiter-Laufbahn ist er im Dezember in der Frankfurter Festhalle und dann beim internationalen Pony-Turnier in Wierden in Holland gestartet. »Im Einlaufprogramm in Wierden waren die Sprünge 1,25 Meter hoch, im schweren M-Springen bis 1,40 Meter«, berichtete er von den Konkurrenzen, in denen er sich mit europäischen Spitzen-Ponyreitern (unter anderem aus Belgien, Holland, Dänemark, Schweden und der Schweiz) gemessen hat.
Nach dem ereignisreichen Jahr 2004 macht Sebastian Bolse derzeit eine Turnierpause. Wichtig für die 16-Jährigen: Er hat den nahtlosen Übergang vom Landeskader Pony in den Landeskader Großpferde Junioren geschafft. Nach einem ersten Lehrgang im Januar steht der nächste im März auf dem Programm. In Absprache mit dem Landestrainer setzt Sebastian auf einen dosierten Start.
2005 sei ein Jahr, um neue Erfahrungen zu sammeln. »Ich möchte mich im Großpferdesport festigen und gezielt auf die Hessischen Meisterschaften im Sommer vorbereiten«, sagt der ehrgeizige Großenederer, der mit Hermann Hartmann einen neuen Fan gewonnen hat. »Geh Deinen Weg so weiter«, ermunterte der Bühner den jungen Sportler.

Artikel vom 25.02.2005