12.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Neu-Verpflichtung über Nacht

Olympia-Sieger Goran Sprem schon gegen VfL Pfullingen auf Linksaußen dabei

Lübbecke (Les). Die Vorzeichen in der 1. Handball-Bundesliga haben sich für den TuS N-Lübbecke geändert. Vor dem ersten Spiel nach der WM-Zwangspause gegen den VfL Pfullingen legt sich Trainer Jens Pfänder fest: »In der Rückrunde müssen wir mit einer neuen Rolle fertig werden. Jetzt sind wir in der Vorhand.«

Damit spielt der TuS-Coach auf die Tatsache an, dass in der Rückrunde in eigener Halle einige Mannschaften auftauchen werden, denen gegenüber sich die Sieben aus dem Mühlenkreis durchaus in der Favoritenrolle sieht. Den Anfang macht heute Abend der VfL Pfullingen - aber weitere kommen noch: am 23. Februar die HSG D/M. Wetzlar; am 26. Februar der Wilhelmshavener HV; am 12. März der SV Post Schwerin; am 2. April die HSG Düsseldorf; am 20. April der TSV GWD Minden-Hannover; am 14. Mai der TV Frisch Auf Göppingen; am 29. Mai im Abschlussspiel der Saison der TV Großwallstadt. Nur am 30. April gegen den THW Kiel rechnet man sich am Wiehen nicht ganz so viel aus.
Aber bevor man an diese Aufgaben denkt, muss heute erst einmal die erste bewältigt werden.
Und das, weiß der Coach, ist so leicht auch wieder nicht. »Weil der VfL Pfullingen ein durchaus homogenes Team besitzt, in dem es keine herausragende Spielerpersönlichkeit gibt, das im Verlauf der Saison gut zusammen gewachsen ist.«
Vor allem hat der TuS-Chef Respekt vor der aggressiven 3:2:1-Abwehr. Pfänder: »Ich habe mir noch einmal das Video vom Hinspiel angesehen. Diese Deckung ist äußerst unangenehm. Wir müssen auf jeden Fall die Zweikämpfe annehmen und müssen sehr beweglich sein.« In Pfullingen führte diese Beweglihckeit zum 26:23-Auswärtssieg. Ein Sieg, den der TuS heute auf jeden Fall will. Denn, so Jens Pfänder, das Pfullingen-Spiel gebe die Tendenz für den kompletten Monat Februar an. »Den wollen wir erfolgreich gestalten!«
Der VfL gestaltete seine Vorbereitungsspiele auf die Meisterschaft mit recht mäßigem Erfolg. Zweimal trat der VfL gegen Mannschaften aus der Schweiz an. 1:3 Punkte die Ausbeute. Besonders die Begegnung gegen den BSV Bern war für die eigenen Zuschauer eine einzige Enttäuschung, ging es doch mit 24:36 verloren. Spieler und Trainer Ecki Nothdurft zeigten sich danach sichtlich geschockt. Ein heilsamer Schock? Denn nur einen Tag später trennte sich der VfL von den Grashoppers aus Zürich immerhin schon mit einem 30:30-Remis. Besonders stark: Torhüter Kai Hüter, den man auch heute besser nicht warm schießen sollte.
Personell sieht's ja bei den Pfänder-Schützlingen recht gut aus. Das Lazarett hat sich geleert. Der Tscheche Daniel Kubes ist inzwischen wieder voll im Training, wird mit Fabian van Olphen wieder den Mittelblock in der Abwehr bilden. Und auch der nach seinem Kreuzbandriss genesene Torhüter Slawomir Szmal trainierte schon wieder voll, fühlt sich fit, ist aber mit der Vereinsführung überein gekommen, vorerst lediglich zu Kurzeinsätzen zwischen die Pfosten zu gehen. Pfänder: »Es reicht uns aber schon, wenn er Nandor Fazekas mal für 15 Minuten entlasten kann. Mehr wollen wir ihm auf Anraten der Ärzte nicht zumuten. Nach der schweren Verletzung wären ansonsten doch schnell Spätfolgen zu befürchten.«
Und von Henrik Ortmann (Grippe) sowie von dem mit einer Bronchithis aus Tunesien zurückgekehrten Weltmeisterschaftsteilnehmer Jan-Thomas Lauritzen hofft der Coach, dass sie bis heute Abend wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte sein werden.
Ja, und dann überraschte der TuS N-Lübbecke gestern die Handball-Experten. Verpflichtete er doch, quasi über Nacht, noch den kroatischen Olympiasieger Goran Sprem für die Linksaußen-Position. Das Angebot von der SG Flensburg-Handewitt an den TuS N-Lübbecke kam am Mittwoch: Goran Sprem (25), Olympiasieger, Weltmeister 2003 und frisch gebackener Vizeweltmeister - bis 2008 beim Deutschen Meister unter Vertrag - soll Spielpraxis bekommen. Sprem konnte bei der SG bislang nur in der Champions-League eingesetzt werden, da die Ausländerplätze belegt sind. So griff TuS-Manager Sigi Roch freudig zu, als sein Flensburger Kollege Torsten Storm ihm anbot, Goran Sprem bis zum Saisonende beim TuS unterzubringen.
Bereits am Donnerstag wurden Sigi Roch und Goran Sprem über die Modalitäten einig. Am Freitag fuhr Sigi Roch nach Dortmund, um sich die sofortige Spielfreigabe für Sprem zu besorgen. Somit kann Sprem, der bei der soeben beendeten Weltmeisterschaft eine beachtliche Wurfquote von 67 Prozent erreichte, schon gegen Pfullingen eingesetzt werden.
»Ich freue mich, dass wir unseren Kader noch einmal verstärken konnten. So haben wir mehr Alternativen«, kommentiert Lübbeckes Trainer Jens Pfänder den überraschenden Transfer.
Sprem wird zusammen mit Sascha Bertow die Linksaußenposition bekleiden. Henrik Ortmann kann sich somit mehr auf seine Rolle als zweiter Kreisläufer konzentrieren. »Ich freue mich auf diese Aufgabe in Lübbecke. Ich war mit Flensburg zweimal in der Kreissporthalle und die Atmosphäre hat mich beeindruckt. Aus der Mannschaft kenne ich Nandor Fazekas; er hat mir nur Gutes vom TuS erzählt«, so Sprem, der am Freitag das erste Mal mit seiner neuen Mannschaft trainierte. Der Olympiasieger erhält die Rückennummer 17.

Artikel vom 12.02.2005