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Von Ulrich Schlottmann

Warburger
Aspekte

Der Realität ins Auge sehen


Mit dem ersten Spatenstich für das Nahversorgungszentrum an der Papenheimer Straße nimmt jetzt ein Projekt Gestalt an, das in den vergangenen Jahren in Warburg entweder als Heilsbringer oder als Schreckgespenst gesehen worden ist. Wie auch immer der Standpunkt ist, das nach wie vor heftig umstrittene SB-Markt-Zentrum an der Peripherie Warburgs wird nun in absehbarer Zeit Realität sein, selbst wenn es durch die Klageverfahren noch zu einer zeitlichen Verzögerung kommen sollte.
Wenn der Herkules-Markt mit einer Verkaufsfläche von 3500 Quadratmetern seine Pforten öffnet, wird sich die Einkaufslandschaft in Warburg ohne Zweifel verändern. Zwar ist die Zielrichtung dieses Giganten ganz eindeutig der Wettbewerb im Lebensmitteleinzelhandel, doch 800 Quadratmeter Non-Food-Artikel sind in einer Kleinstadt wie Warburg eine nicht zu unterschätzende Größe. Für den innerstädtischen Einzelhandel stellen sie jedenfalls eine Herausforderung dar.
Vieles ist in der Diskussion der vergangenen Jahre verständlicherweise sehr zugespitzt formuliert worden, jetzt ist es aber an der Zeit, die Dinge nüchtern zu betrachten und die notwendigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Einzelhändler in der Innenstadt werden dies ohnehin tun, den getreu dem Motto »Handel ist Wandel« ist ihnen die Notwendigkeit von Anpassungen ja nicht fremd.
Das von Kaufzurückhaltung und Preisverfall gekennzeichnete Umfeld, das örtlich so gut wie gar nicht beeinflusst werden kann, bietet allerdings derzeit einen denkbar schlechten Rahmen für derartige Prozesse. Insofern sind die Sorgen der Kaufmannschaft verständlich.
Aber wie sieht es mit den Rahmenbedingungen aus, die vor Ort verändert werden können? Die Werbegemeinschaft hat in den vergangenen Jahren viel zur Innenstadtbelebung beigetragen: ein erfolgreiches Mittelalterspektakel, ein Tag des Kindes, eine Auto-Motor-Sport-Show und natürlich auch der Weihnachtsmarkt und das Maifest stehen auf der Habenseite. Das ist bedeutend mehr, als andere vorzuweisen haben, die sich dieses Thema jetzt plakativ auf ihre Fahnen geschrieben haben.
Auf der anderen Seite gibt es Defizite, die angegangen werden müssen. Da ist zum Beispiel das Dauerärgernis der uneinheitlichen Öffnungszeiten, da ist der »lange Samstag«, bei dem nicht alle mitmachen, und da sind Verkehrsanordnungen, die von Einheimischen kaum, von Auswärtigen aber gar nicht nachvollziehbar sind.
Auf der Tagesordnung stehen zudem nach wie vor Ideen, die in den vergangenen Jahren angerissen, aber nicht konsequent weiterverfolgt worden sind: die Verbesserung der Parkplatzsituation im Ostteil der Kernstadt, das kostenlose Kurzzeitparken, das Schaffen größerer Ladenflächen in der Einkaufszone und ein aktives Management für Ladenleerstände beispielsweise.
Es ist also einiges aufzuarbeiten, damit sich die Kernstadt gegen die Peripherie behaupten kann. Wer allerdings die Diskussion auf die Marktplatzbelebung durch eine Gastronomie fokussiert, der wird den eigentlichen, den wichtigen Erfordernissen ganz sicher nicht gerecht werden.

Artikel vom 12.02.2005