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Von Liebe, Treue und Frauenherzen

Gymnasiaten brillierten in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper »Cosi fan tutte«

Von Felizitas Körner (Text und Fotos)
Rahden (WB). Dass die Behauptung, Jugendliche würden keine klassische Musik mögen, nicht stimmt, bewiesen die Klassen 7c und 7e des Gymnasiums Rahden. Sie widmeten sich ein halbes Jahr lang einer Oper von Mozart.

Im Rahmen des Musikunterrichts unter der Leitung von Christa Berg entstand so eine moderne Interpretation von »Cosi van tutte«. »Mozarts Stücke eignen sich hervorragend für solche Aufführungen, da ein steter Wechsel zwischen Rezitation und Arien vorhanden ist«, berichtete die Lehrerin. Seit fünf Jahren schon sei es zu einer Tradition geworden, dass die siebten Klassen des Gymnasiums die alten Klassiker wieder aufleben lassen.
Am Donnerstagabend fanden sich deshalb wieder viele Musikfreunde in der Aula ein, um der amüsanten Handlung zu folgen und den wundervollen italienischen Arien, gespielt nach einer Aufnahme vom »Royal Concertgebouw Orchstra Amsterdam«, zu lauschen.
Die Rahmenhandlung von »Cosi van tutte« beschäftigt sich mit dem zur damaligen Zeit und auch heute wohl beliebtesten Thema: der romantischen Liebe und ihren vielfältigen Verwicklungen.
So begab es sich, dass zwei junge Herren, Ferrando und Guglielmo, behaupteten, ihre beiden Liebsten seinen die treuesten Damen, die man sich nur wünschen könne. Dieses Statement will der Philosoph Don Alfonso widerlegen und schließt mit den jungen Männern eine Wette ab: Diese werden »angeblich« in den Krieg ziehen, aber stattdessen kostümiert zu ihren Angebeteten zurückkehren und versuchen, diese auf die Probe zu stellen. Anfangs geben sich Fiordiligi und Dorabella höchst unbeeindruckt von ihren neuen Verehrern und trauern herzlich ihren in den Krieg gezogenen Liebhabern hinterher.
Durch Zureden ihrer Zofe Despina aber wird der Wall der Abwehr schwächer, bis schließlich jene beiden Frauen sich verloben und Hochzeit feiern wollen, die am morgen noch so bitterlich um Guglielmo und Ferrando trauerten.
Höchst entsetzt sind diese beiden Herren von der Wankelmütigkeit der Frauenherzen. Nie hätten sie gedacht, dass auch ihre Liebsten nichts besser sind, als alle andere Damen.
Der Philosoph Don Alfonso will aber die Hochzeit zwischen den unglückseligen Paaren nun dennoch zustande bringen, ist es ja größtenteils seine Schuld, dass diese Zwistigkeiten überhaupt entstanden. Es gelingt ihm, die aufgebrachten Liebhaber zu besänftigen und letztendlich wird mit ewigen Treueschwüren seitens der Damen Hochzeit gefeiert.
Die Interpretation der Klassen 7c und 7e war ebenso entzückend wie die Handlung selber.
Auf Grund eines Fußballunfalls brach sich eine Hauptdarstellerin, Sara-Elise Daehn, sehr kurzfristig den Fuß und wusste trotzdem hervorragend im Rollstuhl zu spielen, so überzeugend, dass sich manch einer aus dem Publikum fragte, ob dieser »Rollstuhleinsatz« nicht von langer Hand geplant oder mit einer tieferen Bedeutung versehen war.
Nach dem ersten Akt wechselten die Schauspieler. Laura-Marina Wilke, Sara-Elise Daehn, Jörn Sporleder, Rouven Schwettmann, Janina Utrecht und Daniel-Patrick Hausherr aus der Klasse 7c wurden nun von Monique Drunagel, Franziska Krüger, Kristian Scheidereiter, Patrick Schumacher, Natalia Fast und Tobias Langer aus der 7e abgelöst.
Nicht nur als Schauspieler, auch als Dramaturgen, Regieassistenten, Ton- und Lichttechniker, Bühnen- und Maskenbildner, hier unterstützt von Renate Heeren, und Souffleusen waren die Schüler aktiv.
Diese Gemeinschaftsarbeit ist ihnen ganz hervorragend gelungen. Das zahlreiche Publikum belohnte die jungen Schausteller, Theaterarbeiter und natürlich ganz besonders Christa Berg mit kräftigem Applaus und »Standing Ovations». Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und nachdenklichem Blick sah man viele Besucher nach Hause gehen. Denn das Stück amüsierte nicht nur, sondern regte zu vielfältigen Gedanken über Standhaftigkeit oder Wankelmütigkeit der Liebe an.

Artikel vom 12.02.2005