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Durch Maut noch mehr Lkw-Verkehr?

Zahlen auf der B 68 gehen weiter nach oben - Speditionen können Gebühren sparen

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Die Maut für Lkw könnte noch einmal für eine drastische Zunahme des Lkw-Verkehrs auf der Bundesstraße 68 führen. Was Anlieger schon in Anrufen bei der Polizei zum Ausdruck gebracht hat, bestätigen auch aktuelle Zählungen.

70 420 Lkw wurden in Höhe des Amtsgerichtes durch die automatische Anlage der Haller Interessen- und Werbegemeinschaft (HIW) gezählt - 7200 mehr als im gleichen Monat des Vorjahres. Erst einmal seit Beginn der Aufzeichnungen 1992 sind in einem Januar mehr »Brummis« durch das Nadelöhr am Amtsgericht gerollt. »Die Zahlen schwanken immer stark«, weiß auch Fritz Ottensmeier, der die Anlage für die HIW betreut. Die »Fieberkurve« zeige in den vergangenen Jahren aber stetig nach oben.
Nachdem seit dem 1. Januar Lkw 12,4 Cent pro Autobahn-Kilometer zahlen müssen, ist auf einigen Bundesstraßen, die parallel zu Autobahnen verlaufen, ein sprunghafter Anstieg des Schwerlastverkehrs registriert worden - im Emsland beispielsweise oder auf der B 1 zwischen Ruhrgebiet und Paderborn. Die Transportunternehmen versuchen durch das Ausweichen auf Bund- und Landstraßen, die Mautgebühren einzusparen. Da können sich auch schon mal Umwege und Zeitverluste lohnen.
Genau da kommt die B 68 ins Spiel - als Verbindung zwischen den Seehäfen Bremen und Rotterdam zum Raum Kassel und Thüringen. Normalerweise verlieren die Lkw zwischen Borgholzhausen und dem Autobahnkreuz Bielefeld-Sennestadt durch Ortsdurchfahrten und zahlreiche Ampeln viel Zeit. Oft wird deshalb der Weg über die A1 und A 44 gewählt. Der ist aber wesentlich länger und kostet deshalb entsprechend. Weil die »Buschtrommeln« in Kreisen der Lkw-Fahrer gut funktionieren, fürchten nun viele Haller, dass auch die B 68 eine solche Ausweichstrecke werden könnte. Die angestiegenen Zahlen im Januar lassen es befürchten, denn im November und Dezember waren ebenfalls wesentlich weniger - 68222 und 67101 - »Brummis« gezählt worden.
Nach Auskunft von Polizeipressesprecher Karl-Heinz Stehrenberg haben sich schon mehrere B-68-Anlieger wegen des zunehmenden Lkw-Verkehrs beschwert. Die Ordnungshüter aber können da nicht viel machen. Das Ausweichen auf Bundesstraßen ist keine Mautprellerei und deshalb auch nicht strafbar. Aber auch Stehrenberg vermutet, dass sich das Problem wohl noch verschlimmern wird.
Das wird vor allem in einigen Jahren der Fall sein, wenn die Autobahn fertig ist und die B 68 dann als weniger befahrene Parallelstrecke zur Verfügung stehen würde. Zahlreiche Landespolitiker haben deshalb schon vom Bund gefordert, die Maut auch auf Bundesstraßen auszudehnen, die als Ausweichstrecken genutzt werden. Und Halles Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann überlegt bereits jetzt, zur Eröffnung der Autobahn flankierende Maßnahmen an der B 68 zu ergreifen, damit die für Lkw-Fahrer unattraktiv wird.

Artikel vom 12.02.2005