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Musik so einmalig wie ein berühmtes Bild

Blockflötenensemble »Panta Rei« zeichnet das Leben und Sterben Sir Henry Untons nach

Halle (WB). Ohne das »Memorial Picture«, das Gedenkbild, das heute in der National Portrait Gallery in London hängt, würden wir ihn wohl nicht kennen - Sir Henry Unton. Sein Leben und Sterben zeichnete das Blockflötenensemble »Panta Rei« am Donnerstag im Nachtkonzert der Bachtage nach. Das Bild wurde zum Wegweiser für ein Bündel Renaissance-Musik.

Eine noble Geburt, seine Mutter war die Nichte der Königin Elisabeth I, eine aristokratische Ausbildung mit vielen Reisen und letztlich Staatsdienst als französischer Botschafter. Das Leben des Sir Henry Unton schien erfüllt und sehr typisch für die damalige Zeit. Doch der Adelige aus Berkshire wurde nicht alt. Die Gelbsucht raffte ihn im Alter von 39 Jahren dahin und wir hätten ihn wohl vergessen, hätte seine Ehefrau nicht ein außergewöhnliches Bild zu seinem Gedenken in Auftrag gegeben.
Dieses Bild arrangiert die Szenen seines Lebensweges um sein Portrait herum - rechts das Leben, links den Tod. Es wird so zu einem Zeitspiegel, dessen einzelne Episoden das Quintett »Panta Rei« musikalisch nachzeichnete. Anthony Holborn lieferte mit der Pavane »spero« und einer Galliard den sowohl andächtigen als auch fröhlichen Startpunkt für die Szene »Geburt im Kinderzimmer«.
Die Musik König Henry VIII beschrieb die Studienzeit in Oxford. Gleichzeitig war sie ein Indiz dafür, dass Musik in jener Zeit ein fester Bestandteil der aristorkatischen Ausbildung war. So nannte auch Sir Henry Unton mehrere Instrumente sein Eigen, und - das erzählt das Bild - spielte diese auch selbst im Kreise seiner Freunde. Sein Stammsitz Wadley Hall war außerdem Aufführungsort für Bankette und »Masques«, jene Mischungen aus Pantomime, Theater, Konzert und Tanz, die auch den Hof Elisabeth I zum Kulturzentrum der Renaissance machte.
Spielerische Tänze, zum Teil mit außergewöhnlichen Effekten versehen, kennzeichnete die Musik, die die 200 Haller an dieser Station des Lebensweges zu hören bekamen - abgerundet mit Gesangseinlagen des gesamten Ensembles, besonders aber des Baritons Robert Colban und der Sopranistin Gabriele Bultmann. Ruhiger wurde es dann, als die eingeblendeten Bildausschnitte das Leben als Botschafter und die Erkrankung des Sir Henry Unton zeigten. Nur kurz konnte der Adelige hier Ruhm sammeln, bevor ihn der Tod ereilte.
Seine Witwe, die das Bild und ein mittlerweile leider zerstörtes Monument anfertigen ließ, sorgte auch für hochkarätige Musik bei der Totenfeier im englischen Berkshire. So engagierte sie den berühmten John Dowland, dessen gemessenes »Sir Henry Unton's Funeral« zusammen mit Thomas Tallis' »Sante Deus« den Abschluss des Lebens und Konzerts bildete. Eine runde Geschichte, dessen außergewöhnliche musikalische Umsetzung, der Einmaligkeit des »Memorial Pictures« in nichts nachstand, und die das Publikum mit Bravo-Rufen belohnte. EISCHE LOOSE

Artikel vom 12.02.2005