14.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gleichgewichtstest: Nicht nur Zuhören, sondern auch Mitmachen war angesagt.

Wenn die Knochen brüchig werden

Delbrücker Gesundheitstag im Hagedorn Forum

Von Marion Neesen (Text und Fotos)
Delbrück (WV). Was Bürgermeister Robert Oelsmeier zur Begrüßung noch etwas flapsig formuliert hatte, verstand Prof. Dr. med. Dieter Felsenberg von der Charité in Berlin noch zu steigern. »Wenn man schon das Glück hat, alt zu werden, dann sollte man auch gesund sterben«, hatte Oelsmeier gesagt. »Meine Devise lautet: fit in die Kiste«, gab ihm der Mediziner mehr als recht.

Oelsmeier und Felsenberg machten sich dabei aber keineswegs lustig über Tod und Krankheit. Vielmehr unterstrichen sie die Bedeutung des zweiten Delbrücker Gesundheitstages, organisiert vom Gesundheitsnetz Delbrücker Land. Dieser befasste sich diesmal mit dem Thema Osteoporose. Und dass dieses Thema unter den Näglen brennt, zeigte nicht nur die große Zuhörerschaft im Hagedorn Forum. Auch Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. 1997 waren in Deutschland mehr als 1,6 Millionen Frauen und 870 000 Männer von dieser Knochenkrankheit betroffen. In jedem Jahr kommen rund 44 000 weibliche Patienten hinzu. Sie alle befinden sich dabei in prominenter Gesellschaft. Berühmtestes Beispiel für einen Osteoporose-Patienten ist wohl Papst Johannes Paul II, aber auch J.F. Kennedy hatte diese tückische Krankheit.
Um über Osteoporose, deren Erkennung und Behandlung ausgiebig zu informieren, hatte das Gesundheitsnetz unter Vorsitz von Dr. med. Ulrich Behrends hochkarätige Referenten nach Delbrück eingeladen. Neben Dr. Felsenberg, der dem Auditorium einen ersten Überblick verschaffte, referierten Delbrücker Krankengymnasten ebenso wie Prof. Dr. med Johannes Pfeilschifter vom evangelischen Krankenhaus in Essen, Prof. Dr. med. Michael Weiß von der Universität Paderborn (Lehrstuhl für Sportmedizin) und Karin Mertel, Präsidentin des Bundesselbsthilfeverbandes für Osteoporose.
»Schuld ist der aufrechte Gang«, vermittelete der Berliner Mediziner Felsenberg Ursachen der Osteoporose, der den Menschen ständig zwinge sich im Gleichgewicht zu zu halten, was Knochen und Muskeln beanspruche. »Wer da keine starken Knochen hat, dem fliegen sie um die Ohren.« Dennoch seien Spontanfrakturen eher selten, so der Professor, Knochenbrüche resultierten überwiegend aus Stürzen.
Um Osteoporose zu diagnostiziere, stünden heute verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Doch auch der Patient selbst könne Anzeichen wahrnehmen: das Schrumpfen des Rumpfes, vermehrte Knochenbrüche nach Bagatellen, eine Verformung der Wirbelsäule zum Buckel, Verringerung der Körpergröße und der Muskelkraft sowie Rückenschmerzen.
Ursachen für Osteoporose seien neben hormonellen Veränderungen auch Medikamente wie Cortison, chronisch entzündliche Krankheiten, Immobilität und natürlich »ist das Saufen ein Problem«. Wer vorbeugen will, sollte besonderen Wert auf die Stärkung der Muskulatur legen, empfahl Felsenberg. Tanzen, Power-Walking sowie Hüpfen und Krafttraining seien ideal. Mit kleinen Tests könne man sein Gleichgewicht überprüfen. Etwa die Füße voreinander stellen, die Augen schließen und einige Sekunden so verharren. Sowohl die Mediziner als auch eine kleine Ausstellung im Hagedorn Forum informierten ausgiebig über die Knochenkrankheit mit dem Ziel, das Leben auch im Alter noch lebenswert zu erhalten und genießen zu können.

Artikel vom 14.02.2005