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Als Polizeichef im Kosovo

Achim Raupach war 14 Monate im Auslandseinsatz


Herford (bex). Es war ein lebensgefährlicher Job. Achim Raupach, Leiter der Herforder Polizeiinspektion, ist nach 14 Monaten unbeschadet aus dem Kosovo zurückgekehrt. Der Polizeirat hat im Auftrag der UNO in der krisengeschüttelten Region beim Aufbau der Polizei geholfen. »Ich glaube, das ist uns gelungen. Im November haben wir die Leitung an Einheimische übergeben.«
In Orahovac und Umgebung (70 000 Einwohner) hat der 44-Jährige die Polizeistation der »United Nations Interim Mission in Kosovo« geleitet. 30 internationale Polizisten, 90 einheimische Ordnungshüter, 20 Übersetzer und 13 Zivilangestellte gehörten zu seinem Team. »Das war eine bunte Truppe. Ich hatte Kollegen aus Malaysia, von den Fidschi-Inseln oder aus Zimbabwe.« Da sei die Arbeit nicht immer ganz leicht gewesen. »Einige Kollegen haben ein anderes Menschenrechtsverständnis, wenn es beispielsweise um Vernehmungsmethoden geht.« Hinzu kam die Gefahr von außen: Drei seiner Kollegen mussten mit dem Leben bezahlen. »Zwei Polizisten wurden im Auto erschossen, der dritte war Opfer einer Autobombe. Die Polizei der UN ist hier nicht bei allen beliebt.« Raupach selbst hat sich aber die meiste Zeit sicher gefühlt. »Es gab ein paar brenzlige Situationen, beispielsweise die Unruhen im vergangenen März. Aber insgesamt hatte ich nur zwei unruhige Nächte.« 90 Prozent der Arbeit sei sowieso Alltagsgeschäft. »Das sind Verkehrsunfälle oder Ladendiebstähle genau wie bei uns. Gefährlich wird es nur bei Konflikten zwischen Kosovaren und Serben.« Doch mit den interethnischen Problemen des Balkans kennt er sich aus: 1995/96 war Raupach als Polizist in Bosnien.
Privates Quartier hatte er in einer Wohnung im albanischen Teil der Stadt bezogen. »Die ganze Region ist muslimisch geprägt. Man sieht kaum Frauen auf den Straßen, beim Freitagsgebet ruht der Verkehr.« Auch an Stromausfälle musste er sich gewöhnen. »Eine heiße Dusche war nicht immer drin.« Die neu aufzubauende Polizei sei hingegen technisch hervorragend ausgestattet, »fast besser als in Deutschland«.
Zehn Prozent der 2600 internationalen Polizisten im Kosovo kommen aus Deutschland. »Mit einigen von ihnen habe mich in Prizren getroffen, um Weihnachten zu feiern.« Fünfmal für je zwei Wochen war Raupach auf Heimaturlaub, konnte seine Lebensgefährtin besuchen. »Ich bin froh, jetzt wieder ganz zu Hause zu sein. Aber in drei bis fünf Jahren gehe ich bestimmt wieder ins Ausland.«

Artikel vom 11.02.2005