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Der Brandherd hatte sich von der Küche aus auf die gesamte Erdgeschosswohnung ausgeweitet. Dort platzte sogar der Putz von den Wänden.

Hilflose Frau aus
Zimmer gerettet

Drei Schwerverletzte bei Brand

Versmold (hj). Mit einer Rauchvergiftung und einem Schock ist am Freitag eine 94-Jährige ins Josephs-Hospital Warendorf eingeliefert worden. Die bettlägrige Versmolderin musste von der Feuerwehr aus dem völlig verqualmten ersten Obergeschoss eines Dreifamilienhauses am Westdamm 17 gerettet werden. In der Küche der Erdgeschosswohnung war ein Feuer ausgebrochen.

Die alte Frau, die zudem blind ist, wird jeden Morgen kurz nach 6 Uhr durch eine 39-jährige Pflegekraft eines ambulanten Pflegedienstes versorgt. So auch an diesem Morgen. Ein Nachbar hatte den Rauch aus einem Fenster der Erdgeschosswohnung wahrgenommen und die gerade eintreffende Pflegekraft gebeten, übers Handy die Feuerwehr zu alarmieren.
Kurz vor 6.30 Uhr erhielten 50 Feuerwehrleute der Löschzüge Versmold, Bockhorst und Oesterweg Sirenenalarm. In der Küche der Erdgeschosswohnung hatte es vermutlich einen technischen Defekt gegeben, der das Feuer auslöste. Die gesamte Kücheneinrichtung verbrannte dabei.
Die Flammen wurden schnell abgelöscht, jedoch zog der Rauch durch das gesamte Haus, in dem sich zum Zeitpunkt des Brandes insgesamt sechs Personen aufhielten. Die Hitze war im Erdgeschoss sogar so groß, dass der Putz an den Wänden verbrannte.
»Über die Drehleiter haben wir ein Paar aus dem zweiten Obergeschoss gerettet«, sagte der stellvertretende Versmolder Löschzugführer, Axel Schmidt. Die 26-jährige Frau und ihr 31-jähriger Partner hatten sich auf den Balkon geflüchtet, wollten nicht durch das rauchdurchdrungene Treppenhaus ins Freie. So wurden sie über die Drehleiter gerettet. »Mit der Wärmebildkamera haben wir im ersten Geschoss nach weiteren Personen gesucht. Die Pflegerin hat uns gesagt, dass dort noch eine bettlägrige Frau im Schlafzimmer sein müsse«, ergänzte Löschzugführer Gunter Pleitner.
Die Frau wurde von Atemschutzträgern schnell gefunden und beatmet. Anschließend wurde sie vom Notarzt versorgt. Nach Auskunft der Tochter soll die 94-Jährige in einen Narkosezustand versetzt worden sein, um den Transport ins Krankenhaus gewährleisten zu können. Dort liegt sie auf der Intensivstation, befindet sich aber nicht in Lebensgefahr.
Wie die Bewohner der Erdgeschosswohnung - eine 42-jährige Mutter mit ihrem achtjährigen Sohn - aus dem Haus gelangten, blieb lange Zeit unklar. Erst durch Hinweise von Schaulustigen und nach Ermittlungen wurde die Polizei fündig: Die Bewohner waren zu Nachbarn geflüchtet. Das Ordnungsamt werde sich um die weitere Versorgung kümmern, sagte Fachbereichsleiter Hans-Jürgen Matthies, der auch vor Ort war, zu. Alle Personen, die sich in dem Haus aufhielten, wurden vorsorglich im Versmolder Krankenhaus untersucht. Die Mutter und ihr Sohn wurden aufgrund des Verdachtes einer Rauchvergiftung stationär eingewiesen, die anderen durften wieder nach Hause.
»Als wir die Nachricht erhielten, dass es sich um einen Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus handelt, haben wir gleich die Löschzüge Bockhorst und Oesterweg nachalarmieren lassen. Wir brauchten alle 16 Atemschutzträger für den Einsatz im Haus«, erklärte Gunter Pleitner die große Zahl von »Blauröcken« vor Ort. Nachdem der Rauch abgezogen war, durchsuchten die Feuerwehrleute noch einmal jede Wohnung. »Es kann immer wieder kleine Brandnester geben«, so Pleitner.
Die Brandermittler der Gütersloher Kriminalpolizei waren den ganzen Tag über am Brandort, um die genaue Ursache des Feuers herauszufinden. Sie schätzen den Sachschaden auf rund 100 000 Euro. Angaben zur Ursache wurden gestern noch nicht gemacht, die Ermittlungen dauern an.

Artikel vom 12.02.2005