11.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tanz der Hormone
macht »süchtig«

Volltreffer mitten ins Herz

Wer sie gefunden hat, möchte sie nicht mehr missen; wer sie verloren hat, ist auf der Suche nach ihr. So ist das mit der Liebe. Doch gerade wenn es am wenigsten erwartet wird, trifft Amors Pfeil - mitten ins Herz, heftig und oft unvorbereitet.

Wie auf Wolken schweben wir, alles erscheint möglich, zahllose Schmetterlinge flattern im Bauch, das Herz ist von Liebe erfüllt und klopft schneller, wenn sich die geliebte Person in der Nähe befindet. Ist sie das nicht, wird der Herzschmerz mit jeder Stunde, die wir ohne sie verbringen müssen, größer und wir fühlen uns krank vor Liebe.
Kettenreaktion
Dabei ist es aus wissenschaftlicher Sicht gar nicht das Herz, dem ja allgemein der Sitz der Liebe zugesprochen wird. Im Gehirn, dem Zentrum der Vernunft, haben die Botenstoffe der Liebe, nämlich unter anderen Dopamin, Adrenalin, Testosteron, Serotonin und Pheromone, die Regie übernommen und funken nach dem ersten tiefen Blick in die bis dahin fremden Augen an die Zentrale: »Er oder sie ist es.«
Eine Kettenreaktion beginnt: Adrenalin sorgt für Aufregung, Dopamin macht euphorisch, Testosteron erhöht die Lust und die Sexualpheromone locken mit Duftstoffen.
Medizinisch betrachtet kommt Verliebtheit einer Zwangsstörung sehr nahe. Frisch Verliebten fehlt erstaunlicherweise das Glückshormon Serotonin fast völlig. Dieser niedrige Serotoninspiegel trägt dazu bei, dass wir uns in einem Zustand fast völliger Unzurechnungsfähigkeit befinden, zu irrationalen Handlungen hingerissen werden und Hemmschwellen abbauen.
Der Körper setzt durch das Verliebtsein zudem noch Rauschmittel wie Endorphine frei, die für tiefes Wohlbefinden und Euphorie sorgen. Sie liebten und sie hassten sich. Sie stritten sich heftig und versöhnten sich leidenschaftlich. Was damit gemeint ist, weiß jeder, der diese tiefen Gefühle erleben durfte.
Doch nichts währt ewig. Der Körper gewöhnt sich an die regelmäßige Dosis Glückshormone und nach spätestens einem Jahr beendet das Gehirn den Rausch der Sinne. Im Beziehungsalltag vergisst man leicht die Stunden der ersten Seligkeit und die Glücksgefühle werden immer seltener.
Auch wenn die Wissenschaft beweist, dass die Liebe nicht aus dem Herzen kommt, sondern im Gehirn entsteht, so wissen doch alle: sie ist das Schönste auf der Welt und wir brauchen sie für unser Herz wie die Blumen das Licht. Kleine Überraschungen und Aufmerksamkeiten tragen dazu bei, dass auch nach langen Jahren die Liebe nicht »rostet«.
Am 14. Februar ist Valentinstag. Nicht nur am Tag der Verliebten trifft ein wunderschöner Blumenstrauß mitten ins Herz des Partners - und das Gehirn lässt mal wieder die Hormone tanzen.

Artikel vom 11.02.2005