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Borchener Ritterholz
als guter Lehrmeister

Ministerin Höhn nennt Schulwald ein Vorbild in NRW

Von Karl Pickhardt (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Borchen (WV). Der Wald ist ein glänzender Lehrmeister fürs Leben. Das beweisen seit vier Jahren Schülerinnen und Schüler der Altenauschule im »Schulwald Ritterholz« in Borchen. Ausgebildete »Junior-Ranger« wie Sebastian Heggen und Marc André (beide 16) aus Dörenhagen, die Woche für Woche Schüler und Kinder durch »ihren« Wald führen. Mit Umwelt-Ministerin Bärbel Höhn zeigten die jungen Waldführer gestern dem bisher prominentesten Gast den Schulwald.

Waldtelefon, Laubstreuleiter, Eichhörnchenspiel, Vertrauensbaum oder Tast-Pfade: Eine breite Welt der Waldpädagogik, in der Kinder und Jugendliche buchstäblich mit Kopf, Herz und Hand lernen, macht das Borchener Ritterholz zum Studierort der besonderen Güte. Wöchentlich ziehen Altenauschüler in diesem gemeinsamen Projekt der Altenauschule und des Forstamtes Paderborn zum naturwissenschaftlichen Unterricht in den Forst.
Wenn sich Lukas Ortmann (13) aus Etteln vor den Augen von Forstministerin Höhn vom Vertrauensbaum rücklings in ausgebreitete Arme von Klassenkameraden fallen lässt, wird auch die soziale Komponente deutlich. Auch das scheinbar simple Holz transportieren steigt zum Gemeinschaftserlebnis auf.
Die Altenauschüler, die ihr kleines Paradies gern auch anderen Schulen zeigen, lernen im Ritterholz und einer zwei Hektar großen Streuobstwiese auch kaufmännisches Denken. Die jungen Borchener betreiben eine kleine Schülerfirma. Brennholz. Nistkästen oder Saft aus Obstbäumen werden zum Kauf angeboten. »Alles Produkte aus unserem Wald«, berichtete gestern Schulleiter Christoph Rothmann (55) im Borchener Waldschlamm einer beeindruckten Ministerin Höhn, die nach ihrem Besuch im Ritterholz des Paderborner Landes noch mehr Projekte der Waldpädagogik in Nordrhein-Westfalen vorantreiben möchte. »Dann schneiden wir auch bei Pisa besser ab«, baut Höhn auf die Umsetzung des theoretischen Schulunterrichts im Laub- und Tannenwald. Wer Holzstapel umschichten oder Saft aus Streuobstwiesen verkaufen wolle, müsse schließlich auch die Mathematik beherrschen.
Schulrat Helmut Diermann freut sich, dass der Borchener Schulwald mehr und mehr auch bei Schulen außerhalb des Paderborner Landes Beachtung finde. »Es gibt halt noch mehr als die Computerwelt«, würdigte Ministerin Höhn auch den geringen finanziellen Aufwand für einen Schulwald wie das Ritterholz in Borchen.

Artikel vom 11.02.2005