11.02.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Atypico« verhilft zu
besserer Beschäftigung

EU-Projekt wendet sich an Jobber, Aushilfen und Ich-AGs

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Viele Betroffene fühlen sich allein, brauchen einen Kompass. Deshalb ist es so wichtig, Instrumente der Begleitung zu entwickeln«, sagt Dr. Wolfgang Sieber. Er gehört zu den Initiatoren eines EU-Projektes zur Arbeitsmarktförderung in OWL, von dem insbesondere die Menschen in so genannten »atypischen« Beschäftigungsverhältnissen profitieren sollen.

Die zentralen Fragestellungen des von der EU bewilligten Projektes »Atypico« konzentrieren sich auf die veränderten Formen der Beschäftigung in so genannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen, wie beispielsweise Zeitarbeit und Minijobs und den daraus erwachsenden Veränderungen für die Beschäftigten und Unternehmen. Die Projektleitung hat Anne Meuer-Willuweit, die Laufzeit ist auf zweieinhalb Jahre festgelegt. Koordiniert wird das Projekt von der regionalen Personalentwicklungsgesellschaft REGE.
In insgesamt zehn verschiedenen Teilprojekten der Städte und Kreise in der Region sollen unterschiedliche Themenfelder erarbeitet und insgesamt 900 Menschen in unterschiedlichsten Maßnahmen angesprochen werden. Das Fördervolumen beträgt fünf Millionen Euro, wovon je die Hälfte von der EU und aus dem Hartz IV-Programm gezahlt werden. REGE-Chef Rainer Radloff sieht Atypico als einen wichtigen Grundstein, auf den in den dann folgenden Jahren weitere Maßnahmen konsequent aufbauen sollen.
Die Problematik der atypischen Arbeitsverhältnisse ist im Alltag allgegenwärtig, so Radloff. Heute sind bereits 40 Prozent der Beschäftigten nicht mehr in »Normalverhältnissen« tätig. Umstrukturierungen in Firmen haben zu flexiblen Arbeitszeiten geführt und die Entwicklung von Dienstleistungen forciert werden.
Zum vielfältigen Arbeitsgebiet des Projektes gehören 400-Euro-Jobs ebenso wie Ich-AGs, Zeitarbeiter, Aushilfen und Jobber in Gastronomie oder Handel, Frauen mit Kindern auf dem Weg zurück in den Beruf oder Beschäftigte ohne Ausbildung. Vera Wiehe (WEGE): »Gerade die Personengruppen, die die schlechtesten individuellen Voraussetzungen mitbringen, tragen die größten Arbeitsmarktrisiken, nämlich unsichere Arbeitsplätze, schwankende Einkommen, hohe Anforderungen an Flexibilität und Mobilität.« Nicht selten wird eine atypische Beschäftigung zur Falle: Die Springerin an der Supermarktkasse, die eine Familie versorgen muss, hat kaum Chancen zur Qualifizierung. Zeitarbeit hat bis heute bei einigen Arbeitsvermittlern ein schlechtes Image. Insgesamt sind allein in OWL mehr als 160 000 Menschen in atypischen Arbeitsverhältnissen.
Vielfältig ist auch der Lösungsansatz von Atypico, in dem sich Arbeitsvermittler ebenso qualifizieren können, Ich-AGs optimiert werden oder Aufgaben in der ambulanten Heimpflege in Tätigkeitsbilder gefasst und oftmals legalisiert werden. Über Atypico informieren können sich Privatpersonen und Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Kommunen bei der REGE unter Tel. 0521/9622164.

Artikel vom 11.02.2005