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300 Schüler aus
Borchen jobben
für Flutopfer

Mit Malen, Putzen oder Backen

Von Karl Pickhardt
Borchen (WV). Fensterputzen statt Mathematik, Äste schleppen statt Sport oder Tapezieren statt Deutschstunde: Auf dem Stundenplan der Altenauschule Borchen stand gestern Nächstenliebe. Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler heuerten für einen Tag in Firmen oder bei Privatleuten an, um mit Minijobs Geld für Flutopfer in Südostasien zu verdienen. Eine kreisweit einmalige Aktion.

Kurz vor 7 Uhr streifte gestern Morgen Udo Günther aus Haaren den weißen »Maler-Kittel« über, um mit Juniorchef Stefan Schade (34) aus Nordborchen bei einem Kunden in Paderborn eine Wohnung zu tapezieren. 50 Euro steckte Maler- und Lackierermeister Heinrich Schade (54) am Abend dem 15-jährigen Schüler zu: Der Tageslohn wandert in den großen Topf, den die Altenauschule mit dem »Tag der Arbeit« zu Gunsten der Flutopfer füllte.
Schulleiter Christoph Rothmann (55) wurde gestern zum Arbeitsdirektor. Nach einem Aufruf auch in dieser Zeitung meldeten sich dutzendfach Firmen, Familien, Institutionen und Privatleute vorwiegend aus dem Raum Borchen und Paderborn, um Schülerinnen und Schülern einen Minijob anzubieten. Die Begeisterung unter den 450 Altenauschülern war nicht minder: Mehr als 300 machten mit.
So rückten am Morgen etliche »Arbeitskommandos« aus, um Geld zu verdienen. Bürgermeister Heinrich Schwarzenberg fand die Idee so gut, dass er aus der Gemeindekasse 150 Euro stiftete. Dafür »bewaffnete« sich die Klasse 5 b um Klassenlehrerin Kati Gahlau (35) mit Wischer, Putzeimer und Lappen, um die vielen Fenster der Altenauschule zu polieren. Derweil hatte sich Lillija Sidorenko (17) aus Etteln als Küchenhilfe im Autohof Mönkeloh im Restaurant »Bonny's Diner« verdingt. Ihr Tageslohn von 50 Euro kommt auch Flutopfern zu Gute.
Der Ideenreichtum kannte schier keine Grenzen. »In kürzester Zeit hatte ich fast 300 Arbeitsverträge«, staunte Schulleiter Rothmann über die Welle der Hilfsbereitschaft in und um Borchen. So bibberten vormittags Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 c wie Tatjana Kenf (14) aus Kirchborchen, Thomas Bürger (15) Christopher Michel (16) aus Nordborchen oder Jacqueline Dreyer (15) und Tanja Flindt (15) aus Wewer vor dem Einkaufszentrum »Minipreis« am Hessenberg, um sieben Stunden lang frische Waffeln (je 50 Cent) an die Kundschaft zu bringen. Viele gaben mehr. Monika Koch in Etteln fand die Aktion der Schule ebenfalls prima und stiftete Geld für das Aufräumen ihres Kellers, Brigitte Kloppenburg aus Etteln hatte einen Fensterputz bestellt: Die klare Sicht bringt auch Geld für Flutopfer. Etwas schweißtreibender waren da schon Aufräumarbeiten am Mallinckrodthof in Nordborchen - gesponsert von der Gemeinde - oder Waldarbeiten oberhalb der Vodes Mühle in Kirchborchen, die Mühlenbesitzer Krewet-Alpmann entlohnte.
»Wir gehen nicht betteln, wir tun was« hatte zuvor Schulleiter Rothmann als Tagesparole ausgegeben. Er setzte als Minimalziel auf 2000 Euro. Das Geld soll nicht irgendeinem Hilfsfond überwiesen werden, sondern ganz konkret einer Schule in Indonesien helfen. Bei der richtigen Verwendung der Gelder hilft Pater Günter Weritz, der aus Etteln stammt und in Indonesien als Missionar tätig ist. In den nächsten Tagen erfolgt der Kassensturz, wenn alle arbeitsfleißigen Schülerinnen und Schüler der Altenauschule Borchen ihren Verdienst abgegeben oder die Firmen überwiesen haben.

Artikel vom 10.02.2005