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Name:Grunow
Vorname:Christian
Geburtsdatum:28. Oktober 1972
Geburtsort:Neubrandenburg
Familienstand:verheiratet mit Sandra, eine Tochter: Zoé Marie (vier Monate)
Größe:1, 91 m
Gewicht:95 kg
Stationen: ASG Trollenhagen, ASK Vorwärts Frankfurt/O., HC 93 Bad Salzuflen, TSG Bielefeld, HSG Augustdorf/Hövelhof
Beruf:Diplom-Sportwissenschaftler
Hobbies:lesen, Musik, Spazieren gehen
Stärken:Ziel mit aller Konsequenz verfolgen
Schwächen:Sturheit
Lieblingsgetränk:kühles Pils
Lieblingsessen:Kohlrouladen von Vater Ulli
Lieblingsmusik:
Lieblingsurlaubsort:
Crossover
Ostsee
Will die HSG Augustdorf/Hövelhof heute Abend zum Sieg führen: Kapitän Christian Grunow.

KapitänNachdem ich schon bei der TSG Bielefeld die Kapitänsbinde getragen habe, bin ich bei der HSG zum zweiten Mal in dieses Amt gewählt worden. Das ist eine Ehre, gleichzeitig aber auch Verpflichtung für mich, weil wir in dieser Saison eine sehr junge Mannschaft haben, die noch richtig geführt werden muss. Das gelingt nicht immer, weil die Nerven manchmal blank liegen. Zum Trainer habe ich einen direkten und guten Draht, da ich ja auf der zentralen Position spiele. Wir haben damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich kann während des Spiels die Vorgaben des Trainers noch schneller und besser umsetzen, darüber habe ich mit von Boenigk vor dem Saisonstart lange gesprochen. Ich persönlich habe mich als Kapitän auch weiterentwickelt. Ich trage mein Herz auf der Zunge und muss jetzt oft mal den Mund halten, weil ich als Spielführer Vorbildcharakter habe. Aber bislang ist das gut gelaufen.

SaisonverlaufMit 8:4 Punkten aus den ersten sechs Spielen sind wir gut gestartet, obwohl wir ja einige verletzungsbedingte Ausfälle hatten. Warum wir dann, als wir wieder vollzählig waren, nicht noch besser, sondern im Gegenteil, teilweise schlechter gespielt haben, obwohl wir doch durch die dann stärker besetzte Bank viel unberechenbarer geworden sind, kann ich nicht begreifen. Ein Spiel setzt sich aus vielen kleinen Mosaiksteinchen zusammen, aber ein Grund für die Niederlagen war sicherlich die fehlende Konsequenz gerade älterer Spieler während der laufenden Partie.

JugendMit zwölf Jahren bin ich durch eine Talentsichtung zum ASK Vorwärts Frankfurt/Oder gekommen. Aus 200 Kindern wurden zwölf ausgewählt, ich war dabei. Von der geographischen Nähe tendierte ich damals zwar zu Rostock, aber das konnte ich mir nicht aussuchen. In Frankfurt lebte ich sechs Jahre in einem Internat. Wir haben schon morgens vor der Schule trainiert, nachmittags nochmal. Am Wochenende standen die Spiele an. Viel Freizeit blieb da nicht übrig. Das war manchmal schon hammerhart, es ging teilweise zu wie in einer Kaserne. Für meine persönliche Entwicklung hat diese Zeit aber auch viel gebracht, ich bin früh selbstständig geworden.

RetortenvereinEs stimmt, dass die Spieler der HSG alle in verschiedenen Städten wohnen. In Bielefeld, Minden, Münster und anderswo. Trotzdem hat sich eine mannschaftliche Geschlossenheit entwickelt, die uns auch in der Freizeit zusammenführt. Im Team ist also Leben, wir verstehen uns untereinander alle sehr gut. Deswegen wäre es wichtig, dass der Kader zusammenbleibt. Ich habe es in Bielefeld und jetzt bei der HSG erlebt, dass man durch eine zu hohe Fluktuation zu viel Zeit braucht, bis eine neue Mannschaft zusammengewachsen ist.

PsycheDie Psychologie spielt im Sport eine große Rolle, entscheidet oft über Sieg oder Niederlage. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist, dass man auf taktische Veränderungen während der Partie reagieren kann. Ein erfahrener Handballer hat es da natürlich einfacher. Das ist vielleicht auch eine Erklärung für unsere knappen Niederlagen. Den jungen Kollegen fehlt diese Routine noch. Aber ich sehe die HSG auf einem guten Weg. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Es dauert seine Zeit, bis die nötige Konstanz da ist. Das Potenzial für die zweite Liga haben wir auf jeden Fall.

Diethard von BoenigkIch spiele seit 24 Jahren Handball und habe in dieser Zeit viele Trainer gehabt. Bei von Boenigk gefällt mir seine persönliche Art mit der Mannschaft umzugehen. Er findet immer genau den richtigen Zugang. Er ist ruhig, kann aber auch die Zügel anziehen und manchmal einem Spieler den Kopf waschen. Er gibt aber jedem Akteur das Gefühl, dass er für die Mannschaft wichtig ist. Denn ein Team ist nur so stark wie der letzte Auswechselspieler.

Familie und HandballNach der Geburt unserer Tochter Zoé Marie hat sich doch einiges im Leben geändert. Die Familie muss ernährt werden und daher steht der berufliche Aspekt jetzt stärker im Vordergrund. Vom Handball allein kann ich den Lebensunterhalt nicht bestreiten. Natürlich will ich weiter Handball spielen, bin noch voller Enthusiasmus und lerne auch heute noch immer etwas dazu. Aber mal schauen, wie es weitergeht. Nach Beendigung meines Studiums suche ich jetzt erst einmal eine Stelle im Sportmarketing. Zurzeit arbeite ich als ehrenamtlicher Geschäftsführer der Fördergesellschaft für Sportwissenschaft und Hochschulsport an der Universität Bielefeld.

Augustdorf/HövelhofAls ich 2003 von Bielefeld zurück nach Augustdorf kam, war ich vom Flair in der neuen Halle und den Zuschauern positiv überrascht. Durch meine offene Art bin ich auch schnell wieder mit den Fans in Kontakt gekommen und ich freue mich schon immer darauf, den Anhängern nach jedem Spiel Rede und Antwort zu stehen. Ich lege viel Wert auf die Meinung der Fans, ich brauche dieses Feedback.

OstwestfalenMit 19 Jahren bin ich von Frankfurt zum HC 93 Bad Salzuflen gewechselt, weil bei der ASK die Männerabteilung aufgelöst und nur noch Frauenhandball angeboten wurde. Mein Vater war damals in Herford beruflich tätig und kannte den HC-Manager Mike Krysmann. Dadurch kam der Kontakt zustande. Vom HC bin ich dann zur TSG Bielefeld gegangen und von dort zur HSG Augustdorf/Hövelhof, mit der ich von der Verbands- in die Oberliga aufgestiegen bin. Nach einem weiteren Gastspiel in Bielefeld bin ich dann 2003 zurück nach Augustdorf. Sportlich gesehen war der Sprung von der Regionalliga in die zweite Bundesliga, in der ich 1997/98 mit der TSG Bielefeld zum ersten Mal gespielt habe, sicher der schwerste. In der zweiten Liga wird viel professioneller gearbeitet. Menschlich hat es mir wie heute bei der HSG auch beim HC und der TSG gut gefallen.

Mein schönster SiegWar der mit Bad Salzuflen 1995 im Aufstiegsspiel gegen den Wuppertaler SV, als wir in letzter Sekunde den Sprung in die zweite Liga schafften. Leider wurden wir aber kurz darauf am grünen Tisch in die Regionalliga zurückgestuft.

Ich wünsche mir . . . . . . für meine Familie alles Gute und für die Mannschaft, dass wir schnell die nötigen Punkte holen, um befreit aufspielen zu können.

Aufgezeichnet von:Markus Schlotjunker

Artikel vom 11.02.2005