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Dieser kleine, 15 PS starke Herforder Diesel wurde im Jahr 1934 gebaut.

Diesel-Koloss mit Bärenkraft

»Motorenfreunde« restaurieren Maschinen mit Liebe zum Detail

Von Birte Penshorn (Text)
und Oliver Schwabe (Fotos)
Hiddenhausen (HK). Wenn sich das 6,5 Tonnen schwere Schwungrad des »Herforder Diesel« in Bewegung setzt, dann hüpft das Herz jedes Motoren-Liebhabers - nicht nur vor Freude. Damit das »alte Schätzchen« seinen angestammten Platz nicht verlässt und durch den Raum wandert, ist der Motor in ein Fundament aus Beton gegossen.

»Im gesamten Kreisgebiet gibt es keinen zweiten ÝHerforder DieselÜ dieser Größe«, erzählt Edelhard Altmann von den »Motoren- und Traktoren-Freunden Hiddenhausen« (MTFH) stolz, der dieses »alte Schätzchen« sein Eigen nennen kann. Mit beachtlichen 240 PS ist dieser Motor der größte, der je bei den Herforder Motoren-Werken gebaut wurde.
Rund 15 Standmotoren und 25 Traktoren stehen in den Räumen der »Freunde«, die ihren Sitz an der Mühlenstraße haben. Doch der große »Herforder Diesel« zählt unbestritten zu den Attraktionen und ist ein »absoluter Glücksfund«, wie Edelhard Altmann betont. »In einem stillgelegten Sägewerk im Westerwald habe ich diesen Motor vor drei Jahren gefunden. Auch damals war er noch gut erhalten, obwohl er 25 Jahre lang stillgestanden hat.« Für den Transport nach Hiddenhausen musste der Motor allerdings fast komlett in seine Einzelteile zerlegt werden. Kein leichtes Unterfangen, immerhin wiegt die gesamte Maschine rund 30 Tonnen und alleine das Schwungrad hat einen Durchmesser von 2,60 Meter. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. »Demnächst nutzen wir diesen »Herforder Diesel« wieder für die Stromerzeugung«, begeistert sich der Motorenfreund.
Etwas weiter in dem großen Raum steht der kleine Bruder der großen Maschine, ebenfalls ein »Herforder Diesel«, allerdings Baujahr 1934. Mit nur 15 PS fällt seine Leistung deutlich geringer aus, doch auch dieser ist in einwandfreiem Zustand. »Ein Bekannter hat mir dieses Schätzchen geschenkt. Da er selber Motoren sammelt und restauriert, brauchte ich hier kaum noch Hand anzulegen«, erklärt Edelhard Altmann. Denn aus diesem Grund hat sich der »MTFH« 2001 gegründet. Die 21 Mitglieder restaurieren Motoren, landwirtschaftliche Geräte und Traktoren, um der Nachwelt die früheren Arbeitsweisen zu zeigen, mit welch schwerem Gerät damals geackert wurde. An »Tagen der offenen Tür«, die in diesem Jahr am 30. April und 1. Mai stattfinden werden, haben Besucher Gelegenheit, das »schwere Gerät« genauer zu bestaunen und die Maschinen in Funktion zu erleben.
Ihre Ausstellungsstücke finden die Hobby-Restauratoren auf Schrottplätzen - oder in den Scheunen landwirtschaftlicher Betriebe, wo die Geräte häufig jahrelang schlummern, ehe ein Motorenfreund sie entdeckt und aus ihrem Dornröschenschlaf zu neuem Leben erweckt.

Artikel vom 12.02.2005