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Gänsehautgefühl im Opernsaal

Eva Kovrig (23) aus Bad Driburg Debütantin beim »Ball der Bälle« in Wien

Von Jürgen Köster
Wien/Bad Driburg (WB). Als es um 5 Uhr in der Früh« tausende orangefarbener Blütenblätter von der Galerie und den Logen regnete, waren sie erschöpft, aber überglücklich: Für Eva Kovrig (23) aus Bad Driburg und ihren Freund Andreas Baumgart (22) war der Wiener Opernball, »ein Erlebnis, das uns niemand mehr nehmen kann«, wie die Physiotherapeutin aus der Marcus-Klinik erzählt.
Ball-Chefin Elisabeth Gürtler und Dirigent Seiji Ozawa.

Die silberne Krone glänzt vorläufig vom Fernsehgerät aus, bekommt aber schon bald einen Ehrenplatz. Das weiße Ballkleid hängt noch auf dem Bügel am Schrank. »So würde ich dich auch heiraten«, war Andreas Baumgart begeistert, als er der jungen Dame auf dem Parkett des pompösen Ballsaals gegenübertrat. Bis dahin lagen bereits anstrengenden Tage hinter dem Paar.
Am Samstag nach der Anreise bat der Chefchoreograph zur ersten Probe in eine Tanzschule. Pause für alle nach drei Stunden, dann der Wechsel in die Staatsoper: 180 Paare eng beieinander, wieder zwei Stunden intensive Probe. Am Sonntag Wiederholung des Programms. »Und bitte das Lächeln nicht vergessen«, bat der Choreograph immer wieder. »Nicht das Tanzen selbst, sondern die Anspannung und die Enge waren anstrengend«, erzählt Eva Kovrig, die sich über die nächsten zwei Tage freute, denn die standen zur freien Verfügung, um Wien näher kennenzulernen.
Groß war die Aufregung am Tag vor dem Ball. Die Damen und Herren hatten »in Schwarz-Weiß« zur Generalprobe zu erscheinen. »Logen und Galerien waren voller Zuschauer, dann prickelte es schon«, erinnert sich die 23-Jährige genau an das Gefühl, das sich keine 24 Stunden später noch erheblich steigern sollte.
Der Balltag für das Debütantenpaar beginnt sehr zeitig mit einem Frühstück, bei dem beide kaum einen Bissen herunterbekommen. 13 Uhr Friseurtermin bei Starcoiffeur Sturmayr aus Salzburg. »Eine Flasche Haarspray wurde aufgesprüht und die Krone bereits eingearbeitet, dann musste ich mit der Straßenbahn zurück ins Hotel und spürte bereits alle Blicke auf mich gerichtet«, so Eva Kovrig.
Um 17 Uhr wartet der Visagist in der bereits streng gesicherten Staatsoper. 45 Minuten für das Schminken, 45 Minuten zum Umkleiden.
18.30 Uhr: Alle Debütantenpaare versammeln sich in einem eigenen Saal - mit Decken, Picknickkörben, Sekt und reichlich Bananen für die lange Nacht gewappnet.
21.15 Uhr: Aufstellung nehmen auf der Treppe, Handsträuße für die Damen. Warten bis 22 Uhr, eine Debütantin sackt zusammen, für sie springt eine andere junge Frau ein. Dann Einzug in den Prunksaal. 4700 Gäste, jede Menge Prominenz, Gänsehaut auf dem Rücken. Eva Kovrig: »Wir waren in der 33. von 42 Reihen außen, konnten das Programm bestens verfolgen, das Tanzen war wunderbar, doch alles ging viel zu schnell vorbei. Und als es später hieß ÝAlles WalzerÜ, half nur noch die Ellenbogentechnik«, schmunzelt die Bad Driburgerin, die auch zahlreiche Prominente gesichtet hat: DJ Ötzi, Baumeister Lugner mit Ex-Spice-Girl Halliwell, Tatjana Gsell und Prinz Ferfried von Hohenzollern.. »Ralph Siegel stand drei Meter von uns entfernt«, fällt Eva Kovrig ein.
Um 5 Uhr endet der Ball, um 7.30 Uhr sinken Andreas Baumgart und Eva Kovrig erschöpft ins Bett. Ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen: »Eine Woche positiver Stress und eine wunderbare Erfahrung für ein ganzes Leben.«

Artikel vom 09.02.2005