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»Wenn ich ein Vöglein wär. . .«

Clara Wieck und Robert Schumann: eine große Liebe in Briefen erzählt

Von Andrea Pistorius
Ihre Liebesgeschichte zählt zu den großen, viel beachteten des 19. Jahrhunderts: Clara Wieck und Robert Schumann, die sich ihre Heirat gegen den Willen des Brautvaters gerichtlich erkämpften und als Ehepaar nicht wirklich glücklich wurden. Die Kammerspiele schildern die Tragik dieser Verbindung in dem Stück »Du müsstest mich im Traume seh'n wenn ich von dir träume« von Ulrich Hub.

Für seine Textvorlage hat der Autor Original-Passagen aus der Korrespondenz des Paares ausgewählt und zu einer Collage aus Kurzmonologen und Zwiegesprächen zusammengefügt, die einen tiefen Einblick in die Persönlichkeiten von Clara und Robert zulassen. Hub beschränkte sich dabei auf die Briefe aus der Verlobungszeit von 1836 bis 1840. Die junge Pianistin aus Leipzig war 16, der schon bekannte Klaviersolist und Kompositeur neun Jahre älter, als sie sich unsterblich ineinander verliebten.
»Drei Aspekte sind es, die mich an diesem Stück faszinieren«, sagt Dr. Merula Steinhardt-Unseld, die das Künstlerdrama inszeniert. »Zum einen stellt es zwei außergewöhnliche Menschen und Musiker vor, die immer wieder im Widerstreit mit den gesellschaftlichen Gepflogenheiten ihrer Zeit lebten«, führt die Intendantin der Kammerspiele weiter aus, »zum anderen schildert Hub die Liebesgeschichte von zwei sehr jungen Menschen, die in ihren Grundzügen von zeitloser Aktualität ist«.
Nicht zuletzt setzt die Regisseurin auf die Musik als dritte tragende Säule des Stücks. Theaterpianist Gerhard Gemke wird Klavierstücke von Clara und Robert spielen, die sie in ihrer Brautzeit komponierten und die ihre seelische Verfassung widerspiegeln. Es sind die Jahre, in denen Schumann vor allem Lieder schrieb, darunter eine Vertonung des melancholischen Gedichts »Wenn ich ein Vöglein wär'«, das Merula Steinhardt-Unseld als Motto des Stücks betrachtet.
Die eigentliche Tragik in der Liebe des prominenten Paares liegt jedoch weniger darin, dass Friedrich Wieck seiner Tochter den Umgang mit seinem Klavierschüler Schumann verbot, sondern dass beide eine ganz unterschiedliche Auffassung vom Eheleben hatten. Clara wollte auf keinen Fall ihre eigene Kunst aufgeben, während Robert meinte: »Weißt Du, ich werde Dir auch manchmal erlauben, Dich in mein Studierstübchen neben mir zur Seite zu setzen; da kannst Du dann stricken...« Wie so oft endet das Märchen, nachdem sie sich gefunden haben. »Für ihn geht der Konflikt noch ganz gut aus«, zieht Steinhardt Bilanz, »doch sie kann sich erst nach seinem Tod künstlerisch entfalten«.
In der Inszenierung der Kammerspiele in der Probebühne an der Klingelgasse sind Ariane Senn und Daniel Sonnleithner zu sehen. Die Ausstattung besorgt Julia Burde. Premiere ist am Mittwoch, 16. Februar.

Artikel vom 09.02.2005