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Bewegte Geschichte einer Fabrik

Mitglieder des Wirtschaftsclubs zu Gast im Hotel Maritim in Bad Salzuflen


Kreis Herford (HK). Ein Areal, das die Stadt Bad Salzuflen nach wie vor stark prägt, ist das Gelände der früheren Hoffmannschen Stärkefabriken: heute wieder ein lebendiges Industriegebiet mit historischer Vergangenheit. Einblicke in die abwechslungsreiche Geschichte dieses Bereichs lieferte jetzt der Historiker Dr. Stefan Wiesekopsieker den Mitgliedern des Wirtschaftsclubs Herford-Bad Salzuflen.
Die Mitglieder des Wirtschaftsclubs trafen sich zu dieser Veranstaltung im Hotel Maritim in Bad Salzuflen. Anhand zahlreicher Bilder veranschaulichte der Referent den Aufstieg und den Untergang des Unternehmens, dessen Produktion am 29. September 1850 von seinem Gründer Heinrich Salomon Hoffmann aufgenommen wurde. Seit den 1870er Jahren spezialisierte sich die Firma unter seinem Sohn Eduard Hoffmann auf die Produktion von Reisstärke. Bereits 1876 arbeiteten etwa 300 Mitarbeiter im Unternehmen, zum gleichen Zeitpunkt wurde das Stärkelogo (eine sich putzende Katze) entwickelt und die Stärke in kleinen Verkaufseinheiten aus Karton vertrieben.
Früh setzte sich Eduard Hoffmann für den Ausbau des Eisenbahnnetzes ein, das ab Ende 1880 auch den reibungsloseren Export von Wäschestärke und der später neu entwickelten Speisestärke ermöglichte. Lebrecht Hoffmann, ein Enkel des Firmengründers, führte ab 1894 das Unternehmen weiter, das bereits 1887 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden war. Zur Jahrhundertwende waren 1000 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt, sämtliche Produktionsschritte wurden selbst erbracht. Nach Leberecht Hoffmanns Tod im Jahre 1928 führte Otto Künne die Stärkefabrik über 30 Jahre als Generaldirektor. In den 50er Jahren entwickelte die Firma zeitgemäße Produkte wie Petticoatstärke und Sprühstärke und gelangte so zu neuer Blüte. 1985 wurde der englische Konzern Reckitt & Colman, der im selben Marktsegment tätig war, Mehrheitsaktionär. Die Folge war die Produktionseinstellung 1990, der Verkauf des Geländes in den folgenden Jahren an einen Investor und ab 1995 der schrittweise Abriss der Werksanlagen.
Unvergessen ist bis heute das große soziale Engagement, dass die Stärkefabrik an den Tag legte. Zu nennen sind die Gründung der Betriebskrankenkasse 1871, einer noch heute bestehenden Pensionskasse 1880, der Bau eines Krankenhauses und von Unterkünften mit Essens- und Schlafsälen, die Gründung zahlreicher Vereine als Möglichkeit zur Freizeitgestaltung für die Mitarbeiter sowie die Durchführung von Betriebsausflügen.
Die Mitglieder des Wirtschaftsclubs waren tief beeindruckt über die vom Referenten vorgetragenen Details aus der Geschichte des Unternehmens. Auf Grund des großen Interesses, das der Vortrag hervorrief, hat der Wirtschaftsclub sich entschlossen, im ersten Halbjahr 2005 eine Besichtigung des Stadtarchivs zu organisieren.

Artikel vom 09.02.2005