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Vom SS-Terror in Wewelsburg und anderswo

Museum erweitert Dokumentation

Von Andrea Pistorius
(Text und Foto)
Wewelsburg (WV). Noch in diesem Sommer soll mit dem Umbau des ehemaligen Wachgebäudes vor den Toren der Wewelsburg begonnen werden. Die hier gezeigte Dokumentation der NS-Zeit wird neu konzipiert und präsentiert.

»Kernstück des neuen Museums bleibt die Wewelsburg in der Zeit von 1933 bis 1945, als sie Kult- und Terrorstätte der SS war«, macht der Chef des Hauses, Wulff E. Brebeck, deutlich. Die Ausstellung soll aber attraktiver als bisher gezeigt und um einige Themen erweitert werden. Die ehemalige fürstbischöfliche Sommerresidenz hoch über dem Tal der Alme war nach Hitlers Machtergreifung von der SS, der Polizeitruppe der NSDAP unter der Führung von Heinrich Himmler, besetzt worden. Das Wirken dieser Terrororganisation im Dorf Wewelsburg, in der Region und in ganz Deutschland ist ein zentraler Aspekt der überarbeiteten Dokumentation.
Andere Bestandteile sind die NS-Architektur, die von den Nationalsozialisten propagierte okkultische Ersatzreligion, Kunst und Kultur im Hitler-Staat sowie das Konzentrationslager Niederhagen am Rande des Ortes. Mehrere ehemalige Inhaftierte werden als Zeitzeugen in Text, Bild und Ton über ihr Schicksal berichten. Mit dem Blick auf das SS-Wirken über den Ort hinaus folgt das Museumsteam einer Forderung derjenigen, die den Umbau finanzieren.
6,7 Millionen Euro werden nach dem derzeitigen Stand der Planung für das Projekt benötigt. Die Hälfte der Kosten trägt der Bund, der der Wewelsburger Dokumentationsstätte den Rang einer Einrichtung von nationaler Bedeutung zugeordnet hat. Land, Landschaftsverband und Kreis teilen sich die andere Hälfte, wobei Münster und Paderborn darauf bestehen, die Summe um 600 000 Euro zu reduzieren.
Um begreifen zu können, warum der NS-Wahnsinn möglich war, wird das Museum in einer gesonderten Abteilung auch die Zeit von 1815 bis 1933 beleuchten. Eine dritte Sektion befasst sich mit den Nachwirkungen ab 1945.
Im ersten Bauabschnitt wird an die Rückseite des Wachgebäudes ein Anbau angesetzt, der Museumsverwaltung, Magazin und Werkstatt aufnehmen soll. Die ursprünglich vorgesehene Caféteria soll aus Kostengründen entfallen. Danach werden die beiden nur von der Rückseite her zugänglichen Untergeschosse leergeräumt und für die Dokumentation der NS-Zeit hergerichtet. Die SS hatte hier einst eine Turnhalle, das Casino und einen Weinkeller untergebracht. Wieder zugänglich gemacht wird auch ein Gang vom Wachgebäude zum Nordturm der Burg, in dem ein Repräsentationsraum und eine Kultstätte der SS im Original zu sehen sind.
Im dritten Geschoss wird Platz geschaffen für die Zeit vor 1933. Außerdem soll das Haus der offenen Tür, das städtische Jugendzentrum in Wewelsburg, vom Untergeschoss ins ehemalige Burgcafé umziehen. Danach kommt die jetzige Ausstellungsetage an die Reihe: Hier werden künftig Besucher empfangen und Museumspädagogen arbeiten. Im fünften Geschoss schließlich wird die Zeit nach 1945 beleuchtet.
In einer öffentlichen Versammlung am Donnerstag, 10. Februar, um 20 Uhr im Burgsaal werden Museumsleitung und Architekt über das Bauprojekt informieren.

Artikel vom 08.02.2005