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Heizen mit
Holz: billiger
geht es nicht

Neue Serie der VERLER ZEITUNG

Verl (WB/köh). Wenn Günter Hermbusche aus Hövelhof morgens bei kältester Witterung die Heizung hochfährt, macht er sich keine Sorgen über die Heizkosten. Er heizt mit Holz: Bis zu etwa einen Meter lange Holzscheite aus getrocknetem Waldholz sind die Energiebringer, die seit zwei Jahren ein so genannter Scheitholzvergaserkessel in behagliche Wärme fürs Haus umwandelt.

Bei dieser Technik wird das Holz, anders als in herkömmlichen Feuerungen, bei hohen Temperaturen vergast. Dadurch entstehen im Abgas weniger Schadstoffe, die Verbrennung erfolgt vollständiger und wirksamer. Der große und lang gezogene Kessel erlaubt das Verheizen auch größerer Scheite. Das mindert den Aufwand der Brennstoffvorbereitung erheblich.
Neben dem Kessel sorgen zwölf Quadratmeter Solarkollektoren für warmes Wasser. Die Anlage ist so konzipiert, dass selbst bei bewölktem Himmel immer noch Wärme aus der Sonnenstrahlung geliefert wird. So ist das Haus, dessen Energiehunger früher 10 000 Liter Heizöl schluckte, heute vollständig auf alternative Energien umgestellt.
»Heizen mit Holz wird eine immer interessantere Alternative zu den konventionellen Brennstoffen Öl und Gas«, sagt Martin Brandis, Energieberater der Verbraucher-Zentrale in Verl. Der Grund liegt auf der Hand. In vielen Haushalten gibt es die Sorge über immer weiter steigende Brennstoffpreise. »Und die ist durchaus berechtigt«, so der Energiefachmann. »Beim Gas etwa ist nach der Aufregung im letzten Jahr die nächste Preisrunde bereits angekündigt.«
»Wer mit Holz heizen will, hat mehrere Möglichkeiten«, erläutert der Energieberater. Mit dem Scheitholzkessel ließen sich erhebliche Brennstoffkosten einsparen, denn viele Haushalte in der Region könnten diesen Brennstoff günstig beschaffen. »Allerdings ist eine solche Anlage keine Rundum-Sorglos-Heizung, denn es gibt immer etwas zu tun«, betont Brandis. »Angefangen vom Zerkleinern über das Beschicken des Kessels bis zum Entsorgen der Asche«. Aus diesem Grund stehe in vielen Häusern neben dem Holzkessel noch ein zweiter, konventioneller Brenner. So auch bei Günter Hermbusche, der auch einen kleinen Ölkessel sein Eigen nennt. »Für den Notfall«, sagt er. Tatsächlich war der aber in den letzten zwei Jahren »nicht einmal an«, denn bisher hat's auch immer so gereicht.
Wem das Heizen mit Scheiten zu aufwändig ist, kann auch so genannte Holzpellets verwenden. Dieser aus Spänen und Restholz gemachte Brennstoff ist so beschaffen, dass er in automatisch beschickten Feuerungen verbrannt werden kann. Den Vorteil erklärt Brandis so: »Mit Pellets heizen ist nahezu so komfortabel, wie es heute bei Öl- und Gasheizungen erwartet wird. Die Pellets werden wie beim Heizöl bei einem Brennstoffhändler geordert und in einem Lagerraum im oder am Haus untergebracht.«
Eine weitere Alternative ist das Heizen mit Holzhackschnitzeln, die bei der Zerkleinerung von Waldholz oder Strauchschnitt anfallen. Auch diese werden heute in modernen, automatisch beschickten Anlagen verfeuert.
Die Kombination von Holzfeuerung mit Solarkollektoren ist eine Empfehlung, die Brandis in seiner Beraterpraxis regelmäßig gibt. »Mit der Solaranlage lassen sich vor allem die Energieverluste im Sommer stark reduzieren«, erklärt er. Würden die Kollektoren ausreichend groß dimensioniert, deckten sie in der warmen Jahreszeit den vollen Wärmebedarf. Brandis: »Der Kessel kann so drei oder mehr Monate im Jahr still stehen.«
Mit allen Holzfeuerungstechniken können erhebliche Brennstoffkosten eingespart werden, da naturbelassenes Brennholz, Holzpellets und Hackschnitzel preiswerte Brennstoffe sind. Insbesondere bei weiteren Preissteigerungen bei Öl und Gas wird Holz als Brennstoff eine zunehmende Rolle spielen. Energieberater Martin Brandis schätzt, dass Biobrennstoffe wie etwa Holz Heizöl und Erdgas als Hauptenergieträger langfristig verdrängen werden.

Artikel vom 08.02.2005