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Narrenschiff nimmt
Kurs auf Sonneninsel

Von »Hartz IV« bis »Hoyzer« -Êviele bunte Themen

Kreis Höxter (WB). Blauer Himmel und »gefühlte« 30 Grad Celsius -Êwenn der Narrenvirus ausgebrochen ist, dann gibt es kein Halten mehr. Und das bei einem traumhaften Wetter! So ließen es sich mehr als 60 000 kleine und große Narren nicht entgehen, am Rosenmontag in den Karnevalshochburgen Steinheim, Nieheim und Beverungen den Akteuren, Musikern und Wagenbauern begeistert zuzujubeln.
Einen traumhaften Rosenmontagszug erlebten die Besucher des Umzuges durch die Straßen in Nieheim. Die beiden Zugführer Norbert Lins und Johannes Reinhardt gaben pünktlich um 14.11 Uhr das Startzeichen für den Zug. Eine Super-Stimmung herrschte nicht nur unter den Akteuren, sondern auch bei den mehr als 20 000 Zuschauern am Straßenrand, die alle teilnehmenden Gruppen mit Jubel und lautstarken »Olle meh«-Rufen belohnten. Alleine 28 Zentner Kamelle, Schokolade und Süßigkeiten regnete es ins Publikum von den Wagen der NKG. Ins Auge fielen die mit viel Farbe, ausgefallenen Ideen und dem Sahnehäubchen Frohsinn entwickelten Kostüme. Auch die rund 20 großen Wagen trugen zum Erfolg bei. »Nordic Walking« und der »Beauty-Schönheitswahn« wurden ebenso zur Zielscheibe des närrischen Spotts wie Pisa.
Viele tausend begeisterte Karnevalisten säumten auch in Lauenförde/Beverungen die Straßen, durch die sich der Rosenmontagszug des Carnevalsvereins Weserbrücke wie ein kunterbunter Lindwurm schlängelte. Schlag 14.11 Uhr startete der Zug in Lauenförde, vorbei an jubelnden und total begeisterten Narren an den Straßen zogen insgesamt 19 ideenvoll gestaltete Motivwagen und rund 30 kunterbunte Fußgruppen kamelle- und bonbonwerfend durch die Nachbargemeinden bis zur Stadthalle Beverungen. Hartz IV und der Fußball-Wettskandal waren einzige überregionale Themen, ansonsten waren die Wagen wie die Fußgruppen - kunterbunt.
Zehn Spielmanns-, Musik- und Fanfarenzüge aus der Region sorgten für närrische Musik, von den Wagen dröhnte zudem Musik aus übergroßen Lautsprechern. Der Kamelle-Regen auf die schunkelnden und jubelnden Zuschauer an den Straßen, insbesondere von den beiden Prinzenwagen, schien kein Ende zu nehmen.
Er wollte nicht enden - der »Lindwurm« durch Steinheim. Kein Büro war mehr besetzt, alles stürmte auf die Straßen, um einen Karnevalsumzug zu erleben, der farbenfroher, witziger und einfallsreicher nicht mehr sein kann. Und dass die Steinheimer es verstehen, Frohsinn zu versprühen, ist nicht nur bei den vielen tausend Freunden aus Lippe längst kein Geheimnis mehr. Fast 50 Fußgruppen, mehr als 25 große Wagen und ein perfekter Musiksound von 15 Kapellen (insgesamt mehr als 2000 Akteure) war die Mischung, die alles zum Beben brachte. Dass die Steinheimer selbst »schwarze Zeiten« schnell wegstecken können, lebten eingefleischte Jecken vor. In der Nacht zum Rosenmontag wurden drei Familien von bösen Buben heimgesucht und ihres Bargelds beraubt. »Karneval ist, wenn man trotzdem lacht«, verriet eine Betroffene dieser Zeitung. Jawohl, diese »drei Einbrüche auf einen Streich« gehen garantiert in die Geschichte des Karnevals an der Emmer ein. Und alle Spitzbuben sollten wissen, dass wenn sie wie die Deliquenten vom Wochenende sicher von der Polizei ermittelt werden, nie mehr unerkannt am Umzug teilnehmen werden. Und das ist doch die größte Strafe, wenn man ein grandioses Farbenfest nicht mehr erleben darf so wie gestern die mehr als 25 000 Gäste.

Artikel vom 08.02.2005