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Nonnen trauern um Peter

Schwan wurde in seinem Stall am Kloster Herzebrock totgeprügelt

Von Wolfgang Wotke
Kreis Gütersloh (WB). Feiger Tiermord am Klosterteich in Herzebrock: Schwan Peter wurde gestern Morgen in seinem Stall erschlagen aufgefunden. Schwester Hilga fand das schwarze Tier mit dem knallroten Schnabel um neun Uhr, als sie ihn wie gewohnt füttern wollte. »Er lag auf dem Stroh mit gebrochenem Genick. Ein schauerlicher Anblick«, berichtet die geschockte 75-jährige Ordensschwester.

Nur wenige Meter weiter auf einer Wiese im Klosterhof lag das Tatwerkzeug: ein zwei Zentimeter dicker Knüppel. »Daran kleben Schwanenfedern. Wir nehmen an, dass der oder die Täter damit das Tier totgeschlagen haben«, sagte der ermittelnde Kriminalhauptkommissar Rainer Scholz gestern dem WESTFALEN-BLATT. Der Kripomann sicherte am Tatort die Spuren und ist sich sicher: »Der Schwanenmörder kam spät in der Nacht oder am frühen Morgen.« Denn: am Donnerstagabend gegen 23 Uhr ist Peter noch von mehreren Personen in der Nähe des Klosters gesehen worden.
»Vor 20 Jahren wurde der Schwan hier bei uns ausgesetzt. Erst später bemerkten wir, dass er gestutzt worden war und nicht mehr fliegen konnte«, erzählt Schwester Ortrud (75), Oberin des Franziskaner-Ordens im Kloster Herzebrock (erbaut 1712). Sie blickt dabei traurig auf ein Farbfoto, das den stolzen Schwan zu Lebzeiten zeigt. »Wenn er eines natürlichen Todes gestorben wäre, hätten wir das akzeptiert. Aber ihn einfach tot zu schlagen, ist doch ungeheuerlich. Wer tut so etwas Scheußliches?«
Noch am Donnerstag hatte Tierärztin Dr. Christine Kleinsorgen den Schwan medizinisch versorgt. Ihm wurde eine Warze am Fuß wegoperiert. »Danach trottete er richtig glücklich in den Klosterteich, um zu seiner kleinen Insel zu schwimmen. Dort hielt er sich am liebsten auf«, schildert Schwester Hilga die Lebensgewohnheiten des Schwanes. Der sei nämlich der Liebling der Kinder und der Erwachsenen im Klostergarten gewesen. Und die suchten gestern ihren Peter vergeblich. Ordensfrau Hilga klärte auf: »Peter lebt leider nicht mehr.« Eine junge Mutter reagierte bestürzt: »Wie soll ich das bloß meinem kleinen Sohn erklären? Der liebte den Schwan doch so sehr. . .«
Schwester Hilga hatte das Tier mehr als 20 Jahre lang gepflegt und gefüttert. Jeden Morgen und jeden Abend brachte sie Peter Körnerfutter. »Er hat sich immer vor mir verneigt und mich mit Trompetentönen begrüßt.« Aber er sei, so Oberin Ortrud, auch manchmal von Leuten geärgert worden. Einmal habe ein Mann seinen Hund auf den Schwan gejagt. »Na, der hat was von uns zu hören bekommen!«
Polizist Rainer Scholz geht diesem »Kriminalfall« gezielt nach. »Hier handelt es sich um Sachbeschädigung und um Verstoß gegen das Tierschutzgesetz«, sagt er. Die genaue Todesursache soll eine Obduktion durch Tierärztin Dr. Christine Kleinsorgen klären. Sie will den Schwan in den nächsten Tagen sezieren. Fest steht, dass sich Peter gewehrt haben muss. »Das beweisen die vielen Federn am Tatort«, sagt Scholz.
Übrigens: Zoologisch gesehen sind Schwäne nichts anderes als Gänse. Majestätisch wirken Schwäne, wenn sie in der Mitte von Gewässern dahersegeln. Gefährlich sind ihre Flügelschläge. Mit denen entwickeln sie ungeheuere Kräfte und können damit sogar Menschen verletzen.

Artikel vom 05.02.2005