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Willi Göckel kämpft um seine Frau Mediha

31-Jährige Bosnierin soll abgeschoben werden


Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Willi Göckel ist verzweifelt. Das Mindener Ausländeramt will am Donnerstag die bosnische Ehefrau des 45-jährigen Bad Oeynhauseners abschieben lassen. Willi Göckel kann das nicht verstehen. »Wir sind doch eine Familie«, sagte er dem WESTFALEN-BLATT.
Hintergrund ist die Annahme der Behörde, bei der im Mai 2002 geschlossenen Verbindung zwischen Göckel und Mediha Kahrimanovic handele es sich um eine Scheinehe. Anhaltspunkt dafür soll eine verschwiegene Zweitwohnung in Bielefeld sein - wo Mediha Kahrimanovic arbeitet - und dass der Aufenthaltsort der Tochter der 31-Jährigen geheim gehalten wurde. Das Mädchen hatte nach Angaben der Eheleute vorm bosnischen Ex-Ehemann der Frau in Sicherheit gebracht werden müssen.
Bei einer getrennten Befragung des Ehepaares Mitte Januar im Ausländeramt Minden hatten sich die beiden vor Aufregung in Ungereimtheiten verstrickt. Mediha Kahrimanovic ist seitdem in Haft. Ihre Abschiebung erwartet sie in der Justizvollzugsanstalt Neuss.
Dem Mindener Verwaltungsgericht soll heute ein Eilantrag zugehen, der das Ziel hat, die Abschiebung von Mediha Kahrimanovic zu verhindern. Der Oeynhausener Anwalt Mario Prigge, der sie gemeinsam mit einem Mindener Kollegen vertritt, sagte, es gebe »vernünftige Argumente« dafür, dass die 31-Jährige in Deutschland bleiben darf.
Befasst mit dem Fall ist seit drei Wochen auch Pfarrer i.R. Peter-Michael Voß. Er hat schon viele Ausländer in Bleiberechtsfragen betreut und hält das Vorgehen des Ausländeramtes für »unerträglich«. Bei einer Unterschriftensammlung im Gottesdienst der Altstadtgemeinde, wo er den Fall vortrug, haben sich Voß zufolge gestern 60 Menschen dagegen ausgesprochen, dass die Mutter einer Tochter Deutschland verlassen muss. Der Pfarrer kritisiert: »Obwohl beide Eheleute täglich ihrer Arbeit nachgingen, hat man ihre Wohnung an der Brahmsstraße durchsucht und Nachbarn befragt, ohne den Grund anzugeben.« Die Bosnierin Mediha Kahrimanovic komme offenbar aus einem Land, »deren Bürger zurzeit in Deutschland nicht erwünscht sind«.
Eine Stellungnahme der Mindener Kreisverwaltung wird für diesen Montag erwartet.

Artikel vom 07.02.2005