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Narretei im Dorf am Schnakenpohl

Varler feiern das 35. Kappenfest bei F.A. Wagenfeld -ÊBissige Witzige und Büttenreden

Varl (ko). »Heya Varl, du Dorf am Schnakenpohl, hier wo wir groß geworden sind, du bist ein Dorf mit Herz und Seel, heya Varl, du bist ein Gefühl.« Immer wieder stimmte Manfred Griepenstroh beim 35. Kappenfest das neue Varler Karnevalslied, die Liebeserklärung an das Dorf, an.
Stefanie Kölling sang das Lied »Willkommen«.

Im vollbesetzten Saal der Gaststätte F.A. Wagenfeld sorgten 19 Aktive auf der Bühne und in der Bütt für ausgelassene Stimmung und ein karnevalistisches Feuerwerk. Seit dem 11. November hatten sie das Programm einstudiert. Am Samstag hieß es dann »Varl Helau«. Längst ist diese Veranstaltung ein fester Bestandteil der hiesigen Narren- und Jeckenwelt.
Im dreistündigen Programm war stets der Heimatbezug zu erkennen. Auf der Bühne standen bekannte Gesichter, die das Publikum immer wieder mit in die Show einbezogen. Malin Schwettmann führte durch das Programm. Überschwänglich kündigte sie ihre Bühnenstars an: Manfred Griepenstroh war beispielsweise Party-Gott und Goldkehlchen.
Und dass in Varl die Welt in Ordnung ist, weil hier stets ein würziger »Duft von Gülle« umherzieht, überall die Rehe über die Straße springen und die Traktoren rhythmisch tuckern, unterstrich der »Kaiser der Schüttelreime«, Fußballtrainer Ulrich Eikenhorst, der in einer Drei-Minuten-Bütt, 128 Kinofilme zu einem ganz neuen »Streifen« zusammenfasste. So berichtete er davon, dass sich »Bonny« »für eine Hand voll Dollar« ein neues Kleid kaufte, oder er erzählte von Affären mit einem »Fisch Namens Wanda«, die »20 000 Meilen unter dem Meer« passieren.
Das erste Mal von den Sitzen sprangen die Besucher, als Stefanie Kölling mit ihrer »glockenreinen Stimme« den Hit »Willkommen« von der Band Rosenstolz sang.
Auch wieder dabei waren Frieda und Anneliese, eingekleidet in Nerz und Pelz, gespielt von Bettina Rose und Ilka Schmale. Sie unterhielten sich über den Frühlingsbeginn und Lebensweisheiten. Von Geschichten, die das Leben schrieb, wusste Stefan Heidmann zu erzählen. Da ging es um seine Kneipentouren und um den Nachbarn, der ihn jedes Mal bei seinem Heimweg am Fenster sitzend beobachtet: »Wenn der mal stirbt, dann heißt es: Der ist weg vom Fenster«, sagte Heidmann augenzwinkernd.
Eine Premiere hatte die Jazz-Tanzgruppe unter der Leitung von Andrea Klasing, die zusammen mit Ilka Schmale, Heike Windhorst, Anja Langewellpott, Heidi Hartmeier, Marlies Brindöpke und Stefanie Kölling bei einer Choreographie zu »Lady Marmelade« auftrat.
Hannelore Gerkens lästerte über das »Mysterium Mann«. Frauen seien stets jung, fit, dynamisch und frisch, während Männer einen Bauch und tiefe Falten hätten. Zudem spekulierte sie über ein weiteres Phänomen: Warum greifen Männer vorm Fernseher beim Fitness-Kanal eigentlich immer rhythmisch mit der Hand in die Chipstüte. Zu einem Mitmachlied lud Stefan Heidmann ein. Spätestens da war das Publikum eingebunden.
Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Eikenhorst ging dann mit bissigem Witz auf die hohen Spritpreise ein. Er habe es bei der Tankstelle vor der eigenen Tür gesehen: »Bei den derzeitigen Benzinpreisen bekommt der Satz Autoschieber eine völlig neue Bedeutung.« Aber auch Blondinen und Politiker wurden von dem Narren nicht verschont. Sie ziehen stets einen Rundballen Stroh hinter sich her: »Man kann ja nicht alles im Kopf haben.«
In einem weiteren Sketch trat Stefan Hartmann als der kleine »Schuljunge Atze Mippehorn« auf und erzählte von Weihnachten und dem Steinkohlebraten, der Tante sowie dem Versandhaus-Katalog.
Dann wurde wieder getanzt: Uli Eikenhorst und Ingo Schmalgemeier schwangen zu »Time of my life« als Miss Piggy und Kermit der Frosch das Tanzbein. Über ihr ach so schweres Jugendleben quasselten Kandy May und Markus Schlottmann.
Natürlich war auch der Handy-Hit Nummer eins Thema in Varl: Schnappi, das kleine Krokodil, gesungen und getanzt von Stefan Hartmann. Welche Probleme die Professorin Rosella (Monika Döpke) mit Varler Studenten aus einem Dorf mit Schützenvereinen und Schützenfesten hat, gab es im letzten Sketch zu sehen.
Zum Abschluss präsentierte Manfred Griepenstroh, der die Veranstaltung musikalisch umrahmte, mit dem Karnevalshit »Länger«.

Artikel vom 07.02.2005