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Das Wort zum Sonntag

Von Pastor Stefan Thünemann, Rahden


Vor einigen Wochen präsentierte Thomas Gottschalk in Hannover vor Millionenerstaunliche Wetten. Am vergangenen Sonntag ging es im Tatort »Ein Glücksgefühl« um illegales Glücksspiel. Und nun begleitet uns seit mehr als einer Woche der Wettskandal im Deutschen Fußball. Alles Zufall?
Das Spiel mit dem Glück hat Hochkonjunktur. Der Mut zum vollen Risiko wird immer größer, bis nichts mehr geht. Aber vielleicht ist es genau das, was uns Menschen so reizt, unser Glück auf die Probe zu stellen, denn in vielen Haushalten geht schon lange nichts mehr: Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Trennung.
»Wetten, dass ...?« erinnert an die berühmteste Wette der Bibel. Um Hiob wetten Gott und Satan. Satan behauptet, Hiob sei nur fromm, weil er durch reichen Besitz gesegnet ist. Gott will das widerlegen und so lässt er dem Satan freie Hand über Hiobs Besitz und seine Angehörigen. Hiobs Herden werden von den Feinden geraubt und vom Feuer vernichtet, die Kinder sterben in einem Unwetter. Hiobs Antwort auf all diese schrecklichen Botschaften: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt (Hiob 1,21).
Für Satan scheint die Wette verloren und er meint, Hiob sei nur so standhaft, weil er selbst bislang verschont geblieben ist. So gibt Gott auch Hiob selbst in die Hand Satans: Sein Körper wird von schlimmen Geschwüren befallen. Und wieder blitzt das Janus-Gesicht der Wette auf, das beides kennt, denn wo der eine verliert, hat der andere seinen Gewinn.
Doch ein Verlierer scheint von vornherein festzustehen: Hiob, der vermeindlich Schuldtragende, der zu unrecht Leidende, denn er wendet sich nicht ab von Gott. In all dem Klagen, das sich von Mal zu Mal verschärft, bleibt doch Gott der Ansprechpartner, auch dort, wo Hiob alles verloren hat, auch seine Gesundheit. Hiob der Dumme, der Verlierer, nur der Spieleinsatz einer Wette? Ein Wettskandal?
Und schließlich lässt sich fragen: Sind nicht am Ende auch wir nur der Wetteinsatz im Kräftespiel von Gut und Böse mit all dem, was uns bedrückt, was uns plagt und was uns Leiden lässt?
Doch darauf gibt es keine Antwort. Einzig das Handeln Hiobs. Mit all dem, was ihm widerfährt, wendet er sich an Gott. Er klagt, er schreit, er weint, er zürnt und er rechtfertigt sich - immer vor Gott. Nur so ist sein Satz zu verstehen: Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, der Name des Herrn sei gelobt. Am Ende kann Hiob sich aus Sack und Asche erheben. Ihm ist die Kraft gegeben, darauf zu vertrauen, dass die Schöpfung gerade dort, wo sie dem Menschen willkürlich, ungerecht und grausam erscheint, dennoch von Gott gehalten und getragen ist.

Artikel vom 05.02.2005