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»Ihr dürft mir jetzt den Schlüssel klauen«

Weiberfastnacht: Cronsbachfunken stürmen das Rathaus und feiern mit dem Bürgermeister

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die närrischen Weiber sind los: 80 Cronsbachfunken nahmen gestern Nachmittag das Steinhagener Rathaus im Handstreich in Besitz. So ist es inzwischen Tradition in der Karnevals-»Diaspora« Steinhagen . . .

Bürgermeister Klaus Besser hatte dem Ansturm der Narren nicht wirklichen Widerstand entgegen zu setzen. Wollte er wohl auch nicht. Vielmehr stand dem bunten Völkchen, das sich lautstark über das Rathaus hermachte, auch die Tür zum Bürgermeister-Zimmer weit offen. »Wir ziehen los mit ganz scharfen Scheren, die abgeschnittnen Schlipse, die halten wir in Ehren«, tönten die Narren unter der musikalischen Führung der Elferrats-Präsidenten Axel Berger und Thomas Leimkuhl zur Melodie von »Polonaise Blankenese«. Die Krawatte am Bürgermeister-Hals - Besser: »das Scheußlichste, was ich finden konnte« - war schnell gekürzt. Auch der große Rathaus-Schlüssel, die närrische Trophäe gewissermaßen, war dem Gemeindeoberhaupt in Windeseile entrissen. Obwohl er ihn diesmal doch besonders gut versteckt hatte: im Hosenbund . . . »Nun hört gut zu, Steinhagens Frauen, Ihr dürft mir jetzt den Schlüssel klauen«, hatte Besser in einem gereimten Dialog (von und) mit Cronsbachfunken-Vorsitzender Anke Heidemann angekündigt. Heidi Staude nahm das sperrige Utensil einstweilen in Verwahrung. »Gleich gehen wir ja noch in die Banken. Da werde ich ihn im Safe deponieren«, kündigte sie an. Der Zug durch die »Spasskasse« und die benachbarten Geldinstutute hat ebenfalls Tradition an Weiberfastnacht - so viele Schlipsträger finden sich sonst nirgends.
Schon gar nicht in den Amtsstuben des Rathauses, die die Cronsbachfunken nach ihrer fröhlichen Runde im Bürgermeister-Zimmer mit Singen, Schunkeln und einem Schlückchen Steinhäger, anschlossen. Im Eingangsbereich des Rathauses schwangen der Bürgermeister und die tollen Weiber dann noch das Tanzbein - ebenso wie die kleinen »Blauen Funken«.
Nach einer knappen Stunde war der Spuk vorbei - einzig viel Konfetti und Kilometer von Luftschlangen zeugten von dem Überfall der lustigen Weiber. Die verlegten ihr karnevalistisches Tun in den Brückenzauber. Über der Woerdener Straße wurde zu heißer Musik vom Plattenteller von DJ Iness alias Ingo Eßler jun. weitergefeiert. Einstimmung auf die »große Party«, die Prunksitzung, die an diesem Samstag hunderte Narren in die Aula zieht.

Artikel vom 04.02.2005