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Menschen in
unserer Stadt
Karl Bunte
Gedächtnistrainer

»Das habe ich vergessen.« Dieser Satz kommt Karl Bunte nur selten über die Lippen. Allerdings nicht, weil er sich auf Anhieb alles merken kann. Er weiß, wie man sich im Alltag Eselsbrücken und Gedankenstützen schafft, um vieles besser im Gedächtnis zu behalten.
»Konzentrationsfähigkeit ist das A und O«, sagt er voller Überzeugung. Und darauf setzt er auch, wenn er als Gedächtnistrainer arbeitet. Der 64-jährige Ingenieur im Ruhetand gibt Kurse unter dem Dach des Kneipp-Vereins und alle 14 Tage hat er donnerstags einen festen Termin. Mit Bewohnern der Senioren-Residenz »An den Twellkämpen« trainiert er die Merkfähigkeit.
Im Mittelpunkt steht immer wieder die Ausweitung und Erhaltung des Wortschatzes. Karl Bunte: »Mit Frauen zu arbeiten, ist dabei oft leichter. Wenn Männer in Rente gehen, fällt für sie der Wortschatz aus diesem Umfeld von einem Tag auf den anderen komplett weg.« In seinen Übungsstunden stellt er immer wieder ein bestimmtes Thema in den Mittelpunkt, um die damit im Zusammenhang stehenden Begriffe gezielt zu üben. »Reden ist also wirklich Gold«, meint er. »Wenn man sein Gedächtnis nicht trainiert, verkümmert es.« So sei die Einsamkeit alter Menschen auch aus diesem Blickwinkel ein großes Problem.
Und seine Schwächen? »Zahlen, das ist nicht meine Welt«, gesteht er. Findet er bei Telefonnummern keine Eselsbrücke, über die er sie sich merken kann, bleibe nur das Aufschreiben. »Und man muss sich mehrmals in bestimmten Abständen vergegenwärtigen, wo man die Nummer notiert hat. Das hilft.« Dieses Rezept gelte auch für Gegenstände, die man in Eile nicht am gewohnten Platz abgelegt habe.
In seiner Freizeit ist Karl Bunte vielseitig interessiert. Als erster Bass singt er im Quartettverein. Mit seiner Frau Erika (60) geht er regelmäßig Kegeln. Der Club heißt »Die tanzenden Kegel«. »Er ist aus einer Tanzgruppe hervorgegangen«, erklärt er. Die zweite Kegelrunde, an der er teilnimmt, trifft sich regelmäßig in der »Kegler-Deele« und führt den Titel »Die Namenlosen«. »Weil uns keiner eingefallen ist«, erklärt er mit lachendem Gesicht. Und: Mit dem Segelboot ist er, so oft es geht, auf der Ostsee als seinem bevorzugtem Revier unterwegs.Claus Brand

Artikel vom 04.02.2005