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Der Privatwald bleibt unangetastet

Nationalpark: Landtagsausschuss debattiert mit Bürgermeistern und Landräten


Von Michael Robrecht
Kreis Höxter (WB). Die von NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) ins Gespräch gebrachte Erweiterung des geplanten Nationalparks Senne um 8000 Hektar Staatswald in der Egge wird Thema einer Sitzung des Landtagsausschusses für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz am Donnerstag, 17. Februar, um 10.30 Uhr im Bürgerhaus in Schlangen sein. Darauf weist der CDU-Landtagsabgeordnete Antonius Rüsenberg hin. »Nationalpark Senne voranbringen« heißt der Tagesordnungspunkt dieser öffentlichen Sitzung, die viele politisch Verantwortliche und Bürger aus dem Kreis Höxter interessieren wird. In der Sitzung wird es auch ein Informationsgespräch mit Landräten und Bürgermeistern aus der Region geben.
Die Diskussion verläuft im Kreis Höxter zurzeit quer durch alle Lager sehr unterschiedlich: Sie reicht von krasser Ablehnung - »Wir wollen keinen menschenleeren Urwald und »keine Spielwiese für die Grünen« (Zitate aus CDU und FDP) - bis zu vorsichtigem Interesse aus Anrainer-Städten und Tourismusbranche. Viele Verantwortliche verlangen jedoch konkretere Informationen aus dem NRW-Umweltministerium, bevor sie sich öffentlich positionieren, ergab eine WB-Umfrage.
Der Bundes- und Landesvorsitzende der Fachgewerkschaft Deutscher Forstleute, Bernhard Dierdorf, hat die Absicht begrüßt, die Egge in einen Nationalpark umzuwandeln. Die von Gegnern ins Feld geführte wirtschaftlichen Nachteile in Holz- und Forstwirtschaft seien nicht ernst zu nehmen. In den OWL-Wäldern wachse mehr Holz nach als gebraucht werde. Die Holz verarbeitenden Branchen könnten in der Region noch genügend Rohstoff beziehen. Die Forstgewerkschaft sieht in der Gründung eines Nationalparks eine Wirtschaftsförderung. Im Nationalpark Eifel habe der Tourismus zugenommen, Übernachtungszahlen seien gestiegen. Umwelterziehung hießen die neuen Themen für Forstleute. Förster dürften aber nicht zu Würstchenverkäufern und Fremdenführern werden, mahnt die Gewerkschaft. Ein Nationalpark sei auch kein Freizeitpark!
Laut SPD-MdB Ute Berg (Paderborn) wird Rot-Grün in Düsseldorf versuchen, die Briten, die bis 2019 die Senne nutzen dürfen, von einer Verbindung von militärischer Nutzung und naturschutzfachlichen Belangen zu überzeugen, um so den Nationalpark zügig verwirklichen zu können.
Ministerin Bärbel Höhn weist in einem Schreiben (1. Februar) an den Augustdorfer Bürgermeister Andreas J. Wulf darauf hin, dass der Park nur auf Flächen errichtet wird, die Eigentum von Bund oder Land NRW sind. Privatflächen oder Kommunalflächen würden nur einbezogen, wenn diese freiwillig zur Verfügung gestellt werden. Mit den Anrainergemeinden soll ein abgestimmtes Konzept entwickelt werden, das den Stärken der Orte Rechnung trägt.
Der Altenbekener Bürgermeister Hans Jürgen Wessels (SPD) hat sich als erster Anrainer-Bürgermeister für den Nationalpark ausgesprochen und möchte die Nationalpark-Verwaltung (viele Jobs) in Altenbeken ansiedeln. Wessels erwartet einen Stimmungsumschwung pro Nationalpark Egge.

Artikel vom 07.02.2005