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Ein Muster ohne Wert

Künftige SCP-Erfolge von Spuren des Zweifels behaftet

Die Verwicklung des heimischen Fußball-Regionalligisten SC Paderborn 07 in den Wett-Skandal hat ein breites und sehr unterschiedliches Echo in unserer Leserschaft ausgelöst. Eine Auswahl der Zuschriften druckt das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT auf dieser Seite.

Als ich am Mittwoch das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT aufschlug, erwartete ich darin eine lebhafte Auseinandersetzung hinsichtlich der Pressekonferenz des SCP-Vorstandes. Aber ich fand nur einige ausnahmslos unterstützende Bildunterschriften im Lokalteil; davon natürlich ein vertrauenserweckender Kapitän zur See, dem es vorbehalten war, den Namen Finke lobend hervorzuheben; sozusagen von Kapitän zu Kapitän.
Aber hat nicht gerade Finkes Auftritt in der Pressekonferenz dem Fußballstandort Paderborn nachhaltigen Schaden zugefügt? In seinem peinlichen Bemühen gescheitert, endlich mal auf die Augenhöhe der »großen Jungs« zu kommen, versuchte er dies zu erreichen, in dem er den HSV auf sein Bühnenlevel herunterzog. Mit diesen unangemessenen Angriffen hat er den SCP unvorteilhaft in die Erinnerung der Fußballnation eingeschrieben. Hingegen hätten bedauernde Worte gegenüber einem benachteiligten Gegner sportliche Größe und sportpolitische Weitsicht bewiesen.
Aber zur Sache selbst: Der Kapitän erhält also 10 000 Euro in bar, natürlich von einem anonymen »Südländer«, und dieser Vorgang wird dann durch Herrn Finke banalisiert und ins Lächerliche gezogen (»ob die Übergabe am Wald- oder Wiesenweg stattfand, weiß ich nicht . . .«. Statt in gewisser Demut zu recherchieren, ob und inwiefern zum Beispiel die Umfaller von Waterink und Löbe das Wunschergebnis zumindest unterstützen sollten, versucht er einen Schlammnebel zu erzeugen.
In mittelbarer Zukunft wird jeder sportliche Wert eines SCP-Sieges von Spuren des Zweifels behaftet sein; und unter wirklichen Profis ist der SCP mit dieser Außendarstellung keine gute Adresse mehr. Es bleibt fraglich, ob der SC vor diesem Stimmungsbild seine erfolgreiche Regionalligaarbeit fortsetzen kann. Ohnehin bin ich der Ansicht, dem SCP stünde die Rolle des Provinzfürsten in der Regionalliga besser zu Gesicht als die der Abstiegsinfanterie in der zweiten Bundesliga.
Abschließend noch eine Bemerkung zur weit verbreiteten Ansicht (so auch Donkov auf der Sportsonderseite am 2. Februar), man hätte den HSV ohnehin »sportlich weggehauen«. Selbst ein ausgesprochen schwacher HSV führte mühelos und früh mit 2:0; der SCP hätte öffnen müssen und es würden sich Raum für Konter bieten, die selbst Mpenza gegen eine steifbeinige SCP-Abwehr genutzt haben könnte. Nun, der Schiedsrichter »wechselte« diesen Gefahrenherd schon mal ersatzlos aus. Und dann die Schwalben . . . Nein, sportlich war dieser Sieg ein Muster ohne Wert.
ANDREAS KOPP Tegelweg 333184 Altenbeken

Artikel vom 03.02.2005