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Zarte Mimosen, Kristalle und Raketen

Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nimmt mit drei Projekten am Wettbewerb »Jugend forscht« teil

Von Kathrin Weege
Bünde (BZ). Gleich mit drei Projekten ist das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium bei der Projektvorstellung von »Jugend forscht« am Samstag in Herford vertreten. Sergej Neb (20) stellt die Technik und Flugbahnanalyse einer Rakete vor, Friederike Kellermeyer (11) und Maren Binnewitt (12) haben Kristalle gezüchtet, Maximilian Trapp (12) und Dario Hoeck (12) experimentieren mit Mimosen.

»Bei Gefahr rollen sich Igel ein, Hasen flüchten. Da stellte sich uns die Frage, ob es ein ähnliches Verhalten wohl auch bei Pflanzen gibt«, erklärt Dario Hoeck von der Realschule Nord, der das Biologie Projekt »Mimose« gemeinsam mit Maximilian Trabb vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium durchführt. Die Mimose ist eine »Rühr-mich-nicht-an-Pflanze«, die unter bestimmten Einflüssen ihre Fiederblättchen schließen kann. »Bei leichtem Streicheln mit einem Wattestäbchen oder beim Besprühen mit Wasser passiert nichts«, erzählt Dario. In weiteren Experimenten haben die beiden Jungen die Pflanze mit den Händen geschlagen, mit einer Pinzette gekniffen oder mit einem großen Wassertropfen nass gemacht. Resultat: Die Mimose schloss die Blätter. »Wir haben herausgefunden, dass diese Pflanze auch einen "Sinn für Dunkelheit" hat. Abends schließt sie sich, stellt man sie ins Dunkle, klappt sie nach 30 Minuten langsam die Blätter zusammen«, hat der Realschüler beobachtet. Mit seinem Verhalten schützt sich das Gewächs vor Feinden. Geschlossene Fiederblättchen leuchten nicht so schön grün und werden weniger früh von Tieren als Nahrung erkannt und gefressen. »Das Experimentieren war sehr spannend, aber die Mimosen sind sehr empfindlich. Von anfangs zehn sind nur noch vier übrig«, sagt Dario.
Projektkoordinator für alle Teilnehmer ist Lehrer Norbert Irmer. Er bot den Schülern eine »Jugend forscht AG« an. Hier haben sich Friederike Kellermeyer und Maren Binnewitt inspirieren lassen. »Uns hat das Thema Kristalle interessiert, und unser Lehrer hat uns vorgeschlagen, beim Wettbewerb "Schüler experimentieren" mitzumachen«, erzählt Friederike. Die Mädchen haben Kristalle aus rotem und gelbem Blutlaugensalz, Kupfersulfat und Alaun gezüchtet. Sie hängten einen Faden in ein Glas mit den gelösten Salzen, innerhalb einer Woche bildeten sich die Kristalle an dem Bändchen. Mit dem Versuch überprüfen die Jungforscherinnen, bei welchen Temperaturen sich die Kristalle am schnellsten bilden. »Kupfersulfat, rotes und gelbes Blutlaugensalz bilden bei kälteren Temperaturen schneller die glitzernden Steinchen, nur bei Alaun funktioniert die Kristallbildung bei Raumtemperatur besser«,fassen die Mädchen zusammen.
Zuerst war es eine Schul-Facharbeit, dann ein Hobby und jetzt ein »Jugend forscht Projekt«. Sergej Neb, Jahrgangstufe 13, präsentiert beim Wettbewerb Raketentechnik und Flugbahnanalyse am Beispiel einer Modellrakete. Seine Flugobjekte hat er selber aus Aluminium gefertigt, mit einem Höhensensor und einer Alarmanlage ausgestattet. Mit verschiedenen Treibsätzen hat er die Rakten in die Luft gejagt. »Das weiteste Ergebnis war 220,9, das kürzeste 50 Meter. Mit dem Höhensensor konnte ich die Höhe bestimmen. Dank des Alarmtons sind die gelandeten Flugobjekte schnell zu orten«, erklärt der 20-Jährige, der in seiner Freizeit kein Geld und keine Mühen scheut, um weiter an den Raketen zu tüfteln. Er hat eine Elektronik eingebaut, mit der er die Zündzeit einstellen kann, und auch eine Kamera, um Aufnahmen während des Fluges machen zu können. In einem theoretischen Teil erklärt der Schüler, welche Größen Einfluss auf die Flughöhe des Modells haben. Sogar eine Formel zur Höhenberechnung konnte Sergej Neb bestimmen. »Ich habe die Formel an Hand meiner Versuchsergebnisse überprüft. Die Daten passen«, ist der junge Mann zufrieden.

Artikel vom 16.02.2005