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Karriere trotz »Abbruchs«

Praktische Ausbildung ersetzt den Hochschulabschluss

Von Heiko Appelbaum
Paderborn (WV). Dass ein Studienabbruch kein »Beinbruch« sein muss, wurde bei einer Podiumsdiskussion des Uni-AStA deutlich.

Sichtlich ermutigt verließen die zahlreichen Studierenden nach der Diskussionsveranstaltung den Hörsaal. Wenn man den Abbruch selbstbewusst angeht und einen richtigen Weg einschlägt, so das Fazit, kann das vorzeitige Beenden des Studiums ohne Abschluss eine Initialzündung für den weiteren Lebensweg sein.
So wie bei Heiko Scheller, der nach wiederholtem Nichtbestehen einer Prüfung zum Abbruch gezwungen wurde und seinerzeit beim Arbeitsamt Rat suchte. Als Alternative wurde dem Informatiker eine Ausbildung beim Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe (bib) genannt, die vor einigen Jahren noch großflächig finanziell gefördert wurde. »Die Ausbildung im bib fiel mir aufgrund meiner Vorkenntnisse leicht«, sagt Scheller rückblickend. Direkt nach der Ausbildung erhielt er einen Job bei einem großen Paderborner Unternehmen, wo er seither als Software-Entwickler tätig ist.
Eine Abbrecher-Erfolgsstory, die heute etwas anders verlaufen könnte. Denn aufgrund anderer politischer Rahmenbedingungen werden von der Agentur für Arbeit im Vergleich zu früher weniger Abbrecher nach diesem Modell gefördert. Dennoch gibt es für arbeitslose Studierende weitere Möglichkeiten der Unterstützung, wie Vermittlung, Weiterbildung und finanzielle Hilfe. »Hartz IV hält insbesondere für Studierte im Vergleich zu früheren Modellen der Unterstützung durchaus Verbesserungen bereit«, räumte Wilfried Schmidt vom Hochschulteam der Agentur gegenteilige Vorurteile aus. Barbara Sawall von der Zentralen Studienberatung der Universität Paderborn nannte eine Zahl von bundesweit 70 000 Studierenden pro Jahr, die ihr Studium abbrechen.
Auf Chancen, ohne abgeschlossene Ausbildung einen Berufseinstieg zu finden, machte Georg Herrmann, Leiter des bib Paderborn, aufmerksam. »Besonders bei mittelständischen Unternehmen kommt es nicht so sehr darauf an, einen Hochschulabschluss vorweisen zu können.« Eine abgeschlossene Ausbildung beispielsweise am bib mit ihrer Praxisorientierung sei bei zukünftigen Arbeitgebern durchaus anerkannt.

Artikel vom 09.02.2005