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Vor »Canossa«
Knie gebeugt

Amtlich: Moderne Kunst erst später

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). Parallel zur Paderborner »Canossa«-Ausstellung im Jahr 2006 wird es nun doch keine moderne Skulpturenschau geben. Einen entsprechenden Beschluss hat der Kulturausschuss gestern Abend mit deutlicher Mehrheit gefasst.

Damit votierten die Paderborner Kulturpolitiker erwartungsgemäß für eine zeitliche Verschiebung des Skulpturen-Projekts, das ursprünglich parallel zur »Canossa«-Schau im Sommer 2006 stattfinden sollte. Die Begründung für eine zeitliche »Entzerrung« lieferte in einer weitgehend sachlich geführten Debatte Kulturdezernent Wolfgang Walter, der noch vor kurzer Zeit zu den glühendsten Anhängern einer modernen Ergänzung der historischen Ausstellung gehörte. »Im Zuge der Diskussion in der Ausstellungs-Gesellschaft hat sich gezeigt, dass man nicht bereit ist, das Projekt so durchzuführen«, skizzierte er den Gesprächsverlauf der letzten Wochen. »Auch bei mir hat daraufhin ein Umdenkungsprozess eingesetzt.« Als größtes Hindernis hätten sich die benötigten Sponsorenmittel erwiesen. »Wir laufen Gefahr, uns gegenseitig das Wasser abzugraben«, schilderte Walter Vorbehalte der potenziellen Geldgeber.
Rückendeckung erhielt der städtische Beigeordnete vom Leiter des Pfalzenmuseums, Dr. Matthias Wemhoff. »Das Allergefährlichste wäre, wenn die Ausstellung zum Gemischtwarenladen wird«, warnte er vor einer Zersplitterung der Kräfte. Erforderlich sei die Konzentration auf das Hauptereignis, die historische Schau, die stringent vorbereitet werden müsse. »Was nicht so wichtig ist, muss raus!« Eine gut gemachte Ausstellung benötige keine »plumpe Aktualität«.
Nach dem einstimmig gefassten Ratsbeschluss vom Juli 2004, beide Ausstellungen parallel durchzuführen, signalisierte der kulturpolitische Sprecher der CDU, Joseph Vögele, achselzuckend die Unterstützung seiner Fraktion für eine zeitliche Verschiebung der modernen Skulpturenschau. »Die beiden Parallelausstellungen könnten sich gegenseitig behindern. Diese Bedenken muss man ernst nehmen«, bezeichnete er die von der Verwaltung gewünschte Verschiebung als gerechtfertigt. Karsten Grabenstroer (FDP) begrüßte ebenfalls die Entzerrung.
Dagegen suchten Norbert Kortlüke (Grüne) und Manfred Krugmann (SPD), die zeitliche Verknüpfung beider Schauen zu bewahren. »Zwei verschiedene Ausstellungen zu einem Thema bedeuten keine Konkurrenz. Ein Wegdrücken der Skulpturenschau ist die völlig falsche Vorgehensweise«, meinte Kortlüke. Die zeitlich geschobene und damit allein stehende Schau zeitgenössischer Kunst werde beim Marketing dann ein Vielfaches kosten. Ausschussvorsitzender Josef Hackfort (SPD) bemängelte die Informationspolitik der Verwaltung, die erst sehr spät die Bedenken weitergegeben habe.
Auf Antrag von Kortlüke wurde geheim abgestimmt, ohne dass das rechnerische Zahlenverhältnis darunter litt: Von 15 abgegebenen Stimmen sprachen sich zehn für eine Verschiebung aus, dagegen waren fünf Mitglieder.
Die moderne Skulpturenausstellung soll nun im Jahr 2007 stattfinden. Die im Juli 2004 gewählte Kuratorin Ingrid Raschke-Stuwe behält ihre Zuständigkeit für die künstlerische Konzeption.

Artikel vom 03.02.2005