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»Flugzeug-Blitzer« in der Börde

Bundeswehr überprüft mit Radarsystem die Sicherheit im Luftverkehr

Von Carsten Reinhardt
Peckelsheim (WB). Verkehrssünder gibt es nicht nur auf der Straße, weiß Peter Blüthgen. Der Oberstleutnant aus Köln gehört zu den Wächtern der Lüfte: Im Auftrag der Luftwaffe registriert seine Einheit Flugbewegungen - und damit auch Verstöße. In dieser Woche hat Blütghens Team Quartier in der Warburger Börde bezogen.

Im Visier von Blüthgen und seinen vier Kollegen sind Flugzeuge, die tief fliegen - was bei Militärmaschinen in einer Höhe zwischen 300 und 450 Metern zulässig ist. Das Gerät, mit dem sie diesen Luftraum kontrollieren, heißt »Skyguard«. Bis Freitag steht eine solche mobile Radaranlage (Kosten: fünf Millionen Euro) im Windpark unweit von Peckelsheim.
Den Wächtern der Lüfte entgeht nichts. »In einem Radius von 20 Kilometern können wir jedes Flugzeug bis zu einer Höhe von zehn Kilometern ausmachen«, erklärt der Einsatzleiter die technischen Möglichkeiten dieses Überwachungssystems, »wir wollen damit den hohen Anforderungen an die Sicherheit im Tiefflug-Bereich gerecht werden«.
Daher ist »Skyguard« mit modernster Technik zur Erfassung und Auswertung der Daten bestückt, die letztlich eine Identifizierung aller Gefährte - auch ziviler Flugzeuge also - erlaubt. Und: Deshalb arbeitet »Skyguard« verdeckt. Die Standorte wechseln wöchentlich, weil das Radar nicht frühzeitig erkannt werden soll. »Im Prinzip funktioniert das System wie ein Starenkasten«, erläutert Blüthgen die Vorgehensweise, »der Pilot erfasst das erst in dem Moment, wenn er gemessen worden ist«.
3000 Aufzeichnungen pro Jahr werden bei den bundesweit vier »Skyguard«-Teams registriert, zehn bis zwölf Verstöße kommen dabei zusammen. Diese Fälle werden eingehend bewertet und entsprechend geahndet. »Wir reagieren auf die Verstöße mit etwas, das wir disziplinarische Würdigung nennen«, so der Oberstleutnant, »und die kann je nach Fall von einer Ermahnung bis hin zum Entzug des Flugscheines reichen«.
Im Luftraum über dem Warburger Land haben sich die Piloten bislang tadellos verhalten, allerdings ist auch nicht sonderlich viel los: »Bei gutem Wetter sind hier schon einmal 15 Militärflugzeuge am Tag unterwegs, doch von Montag bis Mittwoch haben wir bislang erst acht Flugzeuge beobachtet«, sagte Blüthgen gestern. Ohnehin ist die Zahl der Tiefflüge seit 1980 um 84 Prozent gesunken, von einst 142 000 auf nun nur noch 14 000 genehmigte Flugstunden im Jahr.
Übrigens: Für Hinweise, Informationen und Beschwerden in Sachen »Tiefflüge« gibt es beim Luftwaffenamt in Köln ein Bürgertelefon unter der Nummer 0800/8620730.

Artikel vom 03.02.2005