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»Wir könnten vor die Hunde gehen«

Westfälische Kammerphilharmonie Gütersloh appelliert an Spender und die Politik

Gütersloh (mapu). Die Westfälische Kammerphilharmonie Gütersloh genießt bundesweit ein hohes Ansehen. Diesen guten Ruf sahen jüngst die Dalkestädter beim mit hervorragenden Kritiken übersäten Neujahrskonzert in der Stadthalle einmal mehr bestätigt. Dennoch macht sich die Leitung des Orchesters große Sorgen um die Zukunft ihrer Musiker.

Manager Volker Wilmking bringt das Problem auf den Punkt: »Es fehlt Geld.« 100 000 Euro benötigen die Philharmoniker allein, um ihre drei Konzerte in Gütersloh jährlich auf die Beine zu stellen. Bei diesem als absolutes Minimum veranschlagten Betrag übernachten die aus ganz Deutschland angereisten Künstler übrigens nicht in Hotels, sondern beziehen private Unterkünfte.
»Dabei ist sogar unser Stundenlohn unglaublich niedrig. Dafür würde eine Putzfrau nicht im Traum arbeiten«, schildert auch Dirigent Malte Steinsiek dramatisch. »Doch damit können wir leben. Die musikalische Zusammenkunft ist mehr wert als das Geld.« Dennoch reiche - bei aller Sparsamkeit - der Etat mittlerweile einfach nicht mehr aus.
50 000 Euro steuern jährlich die »Edelsponsoren« Miele Stiftung, Bertelsmann und Sparkasse bei, und bei optimaler Auslastung der drei heimischen Konzerte bleiben der Kammerphilharmonie 25 000 Euro Eintrittsgelder übrig. Die selbe Summe muss also noch durch private Gönner, weitere Sponsoren und den Förderverein hereingeholt werden. Denn, so Manager Wilmking, »die Stadt Gütersloh zahlt uns seit 2004 keine öffentlichen Gelder mehr«.
Das war einst anders. Mit Wehmut erinnert sich Wilmking an den mit Ex-Kulturdezernent Ansgar Wimmer abgeschlossenen Kooperationsvertrag, der dem Orchester für Auftritte in Gütersloh 20 000 Euro bescherte. »Die wurden von unseren Kommunalpolitikern mittlerweile auf null heruntergefahren. Dabei tragen wir den Namen der Stadt doch in unserer Orchester-Bezeichnung, wodurch auch sie an unseren Erfolgen teilnimmt. Wir sind somit ein kulturelles Bonbon für Gütersloh.«
Daher fordert Volker Wilmking die hiesige Politik dazu auf, »sich mit uns auseinanderzusetzen und uns unter die Arme zu greifen«. Gesprächsbereitschaft hätten ihm immerhin schon Bürgermeisterin Maria Unger sowie die beiden Fraktionsvorsitzenden Rudolf Bolte (CDU) und Ingrid Tiedtke-Strandt (SPD) signalisiert. Hoffnungen setzt Wilmking auch in den neuen Dezernenten Andreas Kimpel: »Er ist ein Mann der Kultur.« Ebenso bittet der Manager private Musikliebhaber und heimische Wirtschaftsunternehmen zur finanziellen Mithilfe: »Unser Förderverein Gütersloher Kammerorchester bietet eine Mitgliedschaft schon ab zwölf Euro im Jahr - und die sind auch noch von der Steuer absetzbar.«
Zwar stehen die Termine für die drei heimischen Konzerte (Open-Air, Familienkonzert, Neujahrskonzert) in diesem Jahr bereits fest. Doch die Kosten seien längst nicht gedeckt. »Wenn wir keinen großen Erfolg bei der Suche nach Geldgebern haben, könnte unser Orchester durchaus vor die Hunde gehen«, zeichnet Volker Wilmking ein düsteres Szenario.
Spendenkonto: Förderverein Gütersloher Kammerorchester, Sparkasse Gütersloh (Bankleitzahl 478 500 65), Konto 1 11 14.

Artikel vom 03.02.2005