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Gute Stube auf der Kippe

Im Historischen Rathaus in Paderborn fehlt der Notausgang

Von Manfred Schraven (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Wenn heute um 17.30 Uhr die Paderborner Narren unter Federführung des Karnevals Vereins »Drei Hasen« zum ersten Male das Rathaus stürmen, dann war dies wohlmöglich gleich das letzte Mal. Der Grund: Im Rathaus fehlt der Notausgang.

Errichtet auf Veranlassung von Bischof Dietrich von Fürstenberg in den Jahren 1613 bis 1620 von Baumeister Hermann Baumhauer aus Wewelsburg hat sich das Historische Rathaus bis heute zur »guten Stube« in der Stadt gefestigt . Hinter der dreigiebligen Fassade im Stil der Weserrenaissance tagt der Rat der Stadt Paderborn, der große Sitzungsaal ist aber auch die Plattform für Feierlichkeiten und Empfänge. Aus Feuerschutz-Gründen sind diese großen Ereignisse jetzt in Frage gestellt. Es fehlt der zweite Ausgang für den Notfall, der vorhandene Fahrstuhl darf im Brandfall nicht genutzt werden.
Seit Jahren schon ringen die Paderborner Ratsmitglieder um eine Neugestaltung des Ratshauses, sind sich dabei einig um die Notwendigkeit der Sanierung. Schon im April 2002 legte eine Arbeitsgruppe ein umfassendes Konzept auf den Tisch. Die finanzzielle Größenordnung von rund 1,7 Mio Euro schob eine Umsetzung aber immer wieder auf die lange Bank. Den Kostendruck im Nacken, einigten sich die Fraktionen darauf, dass das Rathaus eigentlich allen repräsentativen Ansprüchen genüge. Die Neugestaltung des Rathaussaales wurde schließlich in die Finanzplanung für das Jahr 2006/2007 aufgenommen. Jetzt kommt der Druck der Sicherheitexperten.
Wurde schon vor Jahren aus Gründen des Feuerschutzes das Naturkundliche Heimatmuseum im zweiten Obergeschoss des Rathauses geschlossen, droht nun das Aus auch für Empfänge. Um die Zeit bis zur angedachten Neugestaltung zu überbrücken, ringen alle Betroffenen um geeignete Provisorien. Wie Bürgermeister Heinz Paus gegenüber dem WV durchblicken ließ, sei die Feuerwehr zurzeit dabei, geeignete Sicherheitsalternativen zu erarbeiten. Die sollen an Rosenmontag bei einem Treffen aller zuständiger Ämter der Stadt vorgestellt werden. Die Frage, um die sich dabei alles dreht: Wieviele Personen können wir im Notfall retten? Und dabei kommt im Zweifel gar die wirkungsvolle Gliederung im Stil der sogenannten Weserrenaissance (die Denkmalspfleger mögen es verzeihen) den Überlegungen entgegen: Das Hauptgeschoss ist ganz in Fenster aufgelöst. Bei der Neugestaltung des Rathauses aus Feuerschutzgründen wird die Stadt mit dem Bau einer »Feuerleiter« auf der Rückseite allerdings nicht hinkommen. Da werden die Denkmalsschützer sicherlich ein Wörtchen mitsprechen wollen.

Artikel vom 03.02.2005