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Traum auf vier Rädern wird Realität

Dirk Höcker restauriert alten Porsche

Von Oliver Horst (Text und Foto)
Versmold (WB). Wie ein großes Spielzeugauto sieht es aus, wenn der Flitzer nur noch im silbernen Blechkleid in der Halle steht. Doch dass es sich bei dem Gefährt um ein echtes Schätzchen handelt, das lässt sich durchaus erahnen. Denn das typische Porsche-Gesicht ist gut zu erkennen -Êauch wenn es fast 50 Jahre alt ist. Für neuen alten Glanz sorgt Dirk Höcker. Der Mitgeschäftsführer des Autolackier-Fachbetriebs Sommer hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Oldtimer, die ungefähr genauso viele Jahre auf dem Buckel haben wie er, haben es dem 45-jährigen Versmolder angetan. Zurzeit bringt er sein 356 A-Coupe, Baujahr 1958, auf Vordermann. Im vergangenen Oktober hat er das restaurationsbedürftige Schätzchen in Rheda-Wiedenbrück erstanden und sich sogleich an die Arbeit gemacht. Denn im Sommer will der Versmolder zu den ersten Ausfahrten starten. Doch daran war zunächst und ist auch zurzeit noch nicht zu denken. Denn den Wagen mit Seltenheitswert -Êvon den Modellen der 356er Baureihe wurden weltweit insgesamt 77 000 Stück ausgeliefert -Êhat der Karosseriebaumeister im ersten Arbeitsschritt komplett in seine vielen hundert Einzelteile zerlegt. »Alle mechanischen Teile, der Motor, das Getriebe, die Achsen -Êalles muss ausgebaut werden«, sagt Dirk Höcker. Auch der alte Lack und möglicher Spachtel kommen ab.
»Viele der 40 oder 50 Jahre alten Wagen sind im Laufe der Zeit etliche Male lackiert worden.« Das Fahrzeug bis aufs blanke Blech zu reduzieren sei deshalb sinnvoll und die Basis für alle weiteren Arbeiten. Dann nimmt der Fachmann die Karosserie unter die Lupe. Welche Rostschäden gibt es? Sind diese schnell selbst auszubessern oder muss doch besser ein Ersatzteil eingebaut werden? »Für Porsche sind glücklicherweise noch ausreichend Nachfertigungen zu bekommen«, sagt Dirk Höcker. Bei anderen Fabrikaten hat er sich auch auf Schrottplätzen nach Ersatzteilen umsehen müssen. Das große Problem bei Oldtimern -Êdiese Bezeichnung gilt für alle Fahrzeuge, die mehr als 30 Jahre alt sind -Êsei, dass die Karosseriehohlräume, anders als dies heutzutage möglich ist, nicht so wirksam versiegelt wurden. Rost gilt deshalb als größter Feind der alten Schätzchen.
880 Kilogramm bringt der Porsche von Dirk Höcker im Normalzustand auf die Waage -Êohne sein gesamtes Innenleben sind es zurzeit aber nur etwa 250 Kilo. Doch langsam aber sicher nimmt das einst himmelblaue Gefährt wieder Konturen an. Noch nimmt Dirk Höcker, den Oldtimer schon seit Schulzeiten faszinieren, Feinarbeiten an der Karosserie vor. Irgendwann in den nächsten Wochen kommt dann der wichtigste Schritt: »Eine Schweißnaht lässt sich nochmal nacharbeiten. Die Lackierung ist dagegen das A und O. Da muss alles stimmen«, sagt Dirk Höcker. Und die Möglichkeiten sind vielfältig. »Wenn ein Wagen angenebelt wird, sieht er mit seinen ausgeblichenen Stellen wie ein Scheunenfund aus. Diese Fahrzeuge ziehen bei jedem Oldtimertreffen die meisten Blicke auf sich.«
Verträumte Blicke waren es, die Dirk Höcker schon als Jugendlicher einem Porsche entgegenbrachte: »Jeden Morgen auf dem Weg zur Schule habe ich bei der Tankstelle Hagemeier angehalten und mir den gelben 914er angeschaut, der dort stand.« Genau jenes Modell war es auch, dass der heute 45-Jährige als erstes restaurierte. Die Leidenschaft machte der Versmolder sodann zu seinem Beruf. Denn neben Karosseriearbeiten und dem Lackieren gewöhnlicher Alltags-Autos hat sich die Restaurierung von Young- und Oldtimern zu einem wichtigen Arbeitsfeld der Lackiererei Sommer entwickelt.

Artikel vom 08.02.2005