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Komik, Klischees und Klamauk

Stadthalle Höxter: Altstar Claus Biederstaedt in der »Neurosenkavalier«

Höxter (WB). Man nehme zwei durch Film und Fernsehen bekannte Schauspieler, eine simple Handlung, würze das ganze mit ein bisschen Liebe, Situationskomik, ein paar schlicht verpackten Lebensweisheiten: Und heraus kommt ein kurzweiliger Abend.

In der nahezu ausverkauften Stadthalle präsentierte sich vor einem gut gelaunten Publikum der Altstar Claus Biederstaedt als »Neurosenkavalier«.
Die von Gunter Beth und Alan Cooper geschriebene Komödie wurde in einer Inszenierung des Tourneetheaters »Thepiskarren« Hannover aufgeführt. (Regie: Claus Biederstaedt.) Die Handlung ist rasch erzählt: Kleiner Gauner schlüpft in die Rolle eines Psychiaters und kuriert die Patienten auf seine Art, nämlich mit Herz und Weitblick. Daraus ergibt sich ein amüsantes Knäuel von Verwirrungen, Finten und Lügengeschichten. Den Arzt wider Willen spielt Claus Biederstaedt mit Charme und Bühnenpräsenz. Ihm zur Seite Karin Dor als begüterte Kleptomanin, der nur die Zuwendung fehlt, um von ihrem unglückseligen Zwang geheilt zu werden.
Kapriziös agiert als muntere Sprechstundenhilfe Susanne Huber und als frustrierte schriftstellernde Bikini-Schönheit Angelique Duvier. Gunther Beth gibt etwas dröge den Doktor de Witt. Ein komödiantisches Bravourstückchen lieferten Hans Heinrich Rüegg als Kommissar Maiwald und als verklemmter Finanzbeamter Philippe Roussel. Ein netter gekonnter Spaß war sein köstliche Elvis-Imitation. Nichts gegen Boulevard-Theater. Ganz im Gegenteil das kann witzig und amüsant sein und durch freche geistvolle Dialoge begeistern. Im »Neurosenkavalier« bestanden aber die meisten Dialoge aus einer Aneinanderreihung von albernen, schon oft gehörten Plattheiten, viele Klischees wurden bemüht, angereichert mit ein bisschen Lokalkolorit. Als i-Tüpfelchen tönte das Kirchenlied »O du fröhliche...« aus dem Lautsprecher. Was der Abend mit vergleichbaren Lustbarkeiten gemein hatte, war die Spiellaune mit der das gut halbe Dutzend Akteure über alle dramaturgischen, inhaltlichen Schwächen hinweg fegte, als gelte es den ersten Preis für den unbeschwerten Ulk zu ergattern. Das Publikum belohnte diese Anstrengung mit herzlichem Beifall und überaus animiert geizten die Zuschauer auch nicht mit Heiterkeitsbekundungen und Szenenapplaus. Dagmar Korth

Artikel vom 02.02.2005